Introduktion, Thema und Variationen, op. 8 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ferdinand David

Introduktion, Thema und Variationen, op. 8

Introduktion, Thema und Variationen für Klarinette und Klavier, op. 8

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2510

Satzbezeichnungen

Allegro appassionato – Thema. Allegretto espressivo – Variation I bis III

Erläuterungen

IN LEIPZIG, der Messestadt, welche die musikalische Aufmerksamkeit Europas um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Ruf ihres Konservatoriums und des Gewandhausorchesters fesselte, wirkte in jenen Jahren an der Seite von Robert Schumann und Felix Mendelssohn einer der besten Geiger Europas: Ferdinand David. Der Hamburger Kaufmannssohn, im selben Jahr wie Schumann geboren, hatte in Louis Spohr einen genialen Geigenlehrer, in Moritz Hauptmann einen gründlichen Theorie- und Kompositionslehrer gefunden. Kein Wunder, dass er sich neben seiner Stelle am Konzertmeisterpult des Leipziger Orchesters, die er mit 26 Jahren antrat, und neben dem Unterrichten seiner Geigenklasse am Konservatorium auch dem Komponieren widmete. Zwei Sinfonien, fünf Violinkonzerte, die komische Oper „Hans Wach“ und etliche Lieder brachte er in Leipzig heraus. Daneben schrieb er natürlich Werke des virtuosen Genres, aber nicht nur für Violine. Seine Variationen für Klarinette und Klavier bzw. Orchester, op. 8, entstanden 1838 – in einer Zeit eher schmaler Beiträge zum Klarinettenrepertoire.

Das Kurioseste an diesem Werk ist sein Thema, die Nr. 2 der 36 Originaltänze für Klavier, die Franz Schubert 1821 in Wien als sein Opus 9 herausgebracht hatte. Schubert nannte den As-Dur-Walzer einen Deutschen Tanz und fügte auf dem Autograph die scherzhafte Widmung hinzu: „Aufgeschrieben für mein Kaffeh-Wein-und Punsch-Brüderl Anselm Hüttenbrenner, weltberühmten Kompositeur. Wien den 14. März im Jahre des Herrn 1818 in seiner höchsteigenen Behausung monathlich 30 fl.“ Demnach hat Schubert das Stück in keineswegs melancholischer Stimmung verfasst, was nicht verhinderte, dass es in der Erstausgabe den Titel „Trauerwalzer“ erhielt. 1826 wurde der Tanz schließlich als „Sehnsuchtswalzer“ separat veröffentlicht, kurioserweise unter Beethovens Namen (!). Bis Ferdinand David seine Variationen schrieb, war dieses Missverständnis über den Autor bereits wieder geklärt, nicht jedoch der eher burschikose Ursprung des Tanzes. David ist dem Thema an romantischer Schattierungskunst und originellem Passagenwerk nichts schuldig geblieben.