Trio für Violine, Violoncello und Klavier, op. 11
Werkverzeichnisnummer: 2507
1. Allegro molto vivace
2. Andante espressivo
3. Lied. Allegretto
4. Finale. Allegro moderato
Die Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn veranstaltete in ihrem Salon die berühmten „Sonntagsmusiken“, Mittelpunkt des Berliner Musiklebens in den 1830er und 1840er Jahren. Dort wurden Kammermusiken aufgeführt, wie seinerzeit das geniale Oktett des jungen Sohnes Felix, aber auch Werke in kleinen Orchesterbesetzungen, wozu sich die gesamte gesellschaftliche und geistige Elite Berlins traf.
Nachdem Felix 1829 das Elternhaus für seine mehrjährige Bildungsreise durch Europa verlassen hatte, übernahm seine ältere Schwester Fanny die Leitung dieser Reihe, die sie bis zu ihrem überraschenden Tod im Mai 1847 innehatte. Die Sonntagskonzerte waren fast der einzige Ort, an dem man ihre Kompositionen hören konnte, denn ihre Ambitionen als Komponistin fanden in ihrer Familie nicht ungeteilte Zustimmung. Ihr Vater sah die Rolle der Frau schlicht als an Heim und Herd gebunden an, während ihr Bruder jeder dilettierenden Kompositionstätigkeit im „Nebenberuf“ kritisch gegenüberstand. Erst in Fannys letztem Lebensjahr 1846 gab er seinen „Handwerkssegen“ für die Publikation ihrer ersten sechs Opera mit Liedern und Klavierstücken.
Fannys letztes größeres Werk war das Klaviertrio in d von 1847. Es folgt im äußeren Zuschnitt ganz dem berühmten Trio ihres Bruders, ist in der Schreibart aber von diesem deutlich verschieden. Die Künstlerin selbst hat sich dazu in einem Brief an ihren Bruder folgendermaßen geäußert: „Ich habe nachgedacht, wie ich, eigentlich gar nicht excentrische oder hypersentimentale Person zu der weichlichen Schreibart komme? ich glaube, es kommt daher, daß wir grade mit Beethovens letzter Zeit jung waren, u. dessen Art u. Weise wir billig, sehr in uns aufgenommen haben. Sie ist doch gar zu rührend u. eindringlich. Du hast Dich durchgelebt u. durchgeschrieben, u. ich bin drin stecken geblieben, aber ohne die Kraft, durch die die Weichheit allein bestehen kann u. soll. Daher glaub ich auch, hast Du den rechten Punkt über mich getroffen oder ausgesprochen. Es ist nicht sowohl die Schreibart an der es fehlt, als ein gewisses Lebensprinzip, u. diesem Mangel zufolge sterben meine längern Sachen in ihrer Jugend an Altersschwäche, es fehlt mir die Kraft, die Gedanken gehörig festzuhalten, ihnen die nöthige Consistenz zu geben. Daher gelingen mir am besten Lieder, wozu nur allenfalls ein hübscher Einfall ohne viel Kraft der Durchführung gehört.“
Als Hörer des 20. Jahrhunderts kann man dieses Urteil nicht bestätigen. Das Klaviertrio zeigt seine Komponistin auf der Höhe einer kraftvollen und „konsistenten“ Schreibweise: Das weiträumige Hauptthema des Kopfsatzes, das Lied (anstelle eines Scherzos) und das rhapsodische Finale offenbaren eine eigenständige Komponistenpersönlichkeit mit entschieden expressiven Qualitäten.
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Die kompositorische Begabung der älteren Schwester Felix Mendelssohns, die mit dem Berliner Hofmaler Wilhelm Hensel verheiratet war, ist lange Zeit unbeachtet geblieben. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten hat eine systematische Sichtung ihres Oeuvres und dessen Erschließung für die musikalische Praxis stattgefunden. In seinem Zentrum standen zwar das Lied (über 250 Lieder sind von ihr erhalten) und das Klavierstück – Fanny war eine begnadete Pianistin, aber es finden sich auch wertvolle Kammermusiken wie eben das späte Klaviertrio oder das Es-Dur-Streichquartett.
Es ist unmöglich, von Fannys musikalischem Schaffen zu reden, ohne die kunstliebende Atmosphäre im Berliner Haus der Bankiersfamilie Mendelssohn zu erwähnen. In den seinerzeit berühmten „Sonntagskonzerten“ wurden Kammermusiken aufgeführt, wie das geniale Oktett des jungen Sohnes Felix, aber auch Werke in kleinen Orchesterbesetzungen, wozu sich die gesamte gesellschaftliche und geistige Elite Berlins traf. Nachdem Felix 1829 das Elternhaus für seine Bildungsreisen durch Europa verlassen hatte, übernahm Fanny die Leitung der Reihe, die sie bis zu ihrem überraschenden Tod im Mai 1847 innehatte. Die Sonntagskonzerte waren fast der einzige Ort, an dem man ihre Kompositionen hören konnte, denn ihre Ambitionen als Komponistin fanden in ihrer Familie nicht ungeteilte Zustimmung. Ihr Vater sah die Rolle der Frau schlicht als an Heim und Herd gebunden an, während ihr Bruder jeder dilettierenden Kompositionstätigkeit im „Nebenberuf“ kritisch gegenüberstand. Erst in Fannys letztem Lebensjahr 1846 gab er seinen „Handwerkssegen“ für die Publikation ihrer ersten sechs Opera mit Liedern und Klavierstücken.
Fannys letztes größeres Werk war das Klaviertrio in d von 1847. Es folgt im äußeren Zuschnitt ganz dem berühmten Trio ihres Bruders, ist in der Schreibart aber von diesem deutlich verschieden. Die Künstlerin selbst hat sich dazu in einem Brief an ihren Bruder folgendermaßen geäußert: „Ich habe nachgedacht, wie ich, eigentlich gar nicht excentrische oder hypersentimentale Person zu der weichlichen Schreibart komme? ich glaube, es kommt daher, daß wir grade mit Beethovens letzter Zeit jung waren, u. dessen Art u. Weise wir billig, sehr in uns aufgenommen haben. Sie ist doch gar zu rührend u. eindringlich. Du hast Dich durchgelebt u. durchgeschrieben, u. ich bin drin stecken geblieben, aber ohne die Kraft, durch die die Weichheit allein bestehen kann u. soll. Daher glaub ich auch, hast Du den rechten Punkt über mich getroffen oder ausgesprochen. Es ist nicht sowohl die Schreibart an der es fehlt, als ein gewisses Lebensprinzip, u. diesem Mangel zufolge sterben meine längern Sachen in ihrer Jugend an Altersschwäche, es fehlt mir die Kraft, die Gedanken gehörig festzuhalten, ihnen die nöthige Consistenz zu geben. Daher gelingen mir am besten Lieder, wozu nur allenfalls ein hübscher Einfall ohne viel Kraft der Durchführung gehört.“
Als Hörer des 20. Jahrhunderts kann man dieses Urteil nicht bestätigen. Das Klaviertrio zeigt seine Komponistin auf der Höhe einer kraftvollen und „konsistenten“ Schreibweise: Das weiträumige Hauptthema des Kopfsatzes, das Lied (anstelle eines Scherzos) und das rhapsodische Finale offenbaren eine eigenständige Komponistenpersönlichkeit mit entschieden expressiven Qualitäten.