Impromptu As-Dur, op.142,2
Werkverzeichnisnummer: 2472
Allegretto
DIE TONKUNST BEGRUB HIER EINEN REICHEN BESITZ, ABER NOCH VIEL SCHÖNERE HOFFNUNGEN.
FRANZ SCHUBERTS GRAB-INSCHRIFT, verfaßt von Franz Grillparzer, spiegelt nicht nur den Respekt der Musikwelt vor einem jung verstorbenen Genie allgemein, sondern auch die Situation in Schuberts letztem Lebensjahr im Besonderen wider. 1828 hatte sich der Wiener Compositeur Franz Schubert gerade angeschickt, eine weithin anerkannte musikalische Größe seiner Heimatstadt zu werden. Er zog, zunehmend auch „im Auslande“, sprich: in Deutschland und England, die Aufmerksamkeit der Musikverlage, der Fachpresse und des Publikums auf sich. Der Mainzer Schott-Verlag ersuchte ihn um Werke, die führende deutsche Musikzeitschrift widmete ihm begeisterte Rezensionen, und in Wien erlebten seine größeren Instrumentalwerke, nicht mehr nur seine Lieder, erfolgreiche Aufführungen. Als Schubert am 19. November 1828 im Alter von 31 Jahren starb, begrub die „Tonkunst“ die schöne Hoffnung, in ihm den Nachfolger Beethovens begrüßen zu dürfen – nicht mehr und nicht weniger.
UNSER PROGRAMM umfaßt eine Auswahl von Klavierstücken und eine Sonate aus Schuberts letzten Lebensjahren. In jener Zeit zunehmender Verlegerkontakte und wachsender Ambitionen spielte die Gattung des Klavierstücks für ihn eine wichtige Rolle, wollten die Verlage doch primär „ausgewählte Kleinigkeiten“ von ihm haben, die „ohne Ihrer Eigentümlichkeit etwas zu vergeben, doch nicht zu schwer aufzufassen sind“, wie der Verleger Propst in Leipzig an den Komponisten schrieb. Verlegerisch waren diese „Kleinigkeiten“ ein großer Erfolg, insbesondere unter zeittypisch sentimentalen Titeln wie Air russe oder Tränen eines Troubadours (Moments Musicaux Nr. 3 und 4).
In seinem letzten Lebensjahr 1828 schickte sich der Wiener „Compositeur“ Franz Schubert an, eine weithin anerkannte musikalische Größe seiner Heimatstadt zu werden. Er zog, zunehmend auch „im Auslande“, sprich: in Deutschland und England, die Aufmerksamkeit der Musikverlage, der Fachpresse und des Publikums auf sich. Der Mainzer Schott-Verlag ersuchte ihn um Werke, die führende deutsche Musikzeitschrift widmete ihm begeisterte Rezensionen, und in Wien erlebten seine größeren Instrumentalwerke, nicht mehr nur seine Lieder, erfolgreiche Aufführungen.
In jener Zeit zunehmender Verlegerkontakte und wachsender Ambitionen spielte die Gattung des Klavierstücks für ihn eine wichtige Rolle, wollten die Verlage doch primär „ausgewählte Kleinigkeiten“ von ihm haben, die ohne seiner „ Eigentümlichkeit etwas zu vergeben, doch nicht zu schwer aufzufassen sind“, wie der Verleger Propst in Leipzig an den Komponisten schrieb. Deshalb bot Schubert im Februar 1828 dem Schott-Verlag in Mainz „vier Impromptu’s fürs Pianoforte allein, welche jedes einzeln oder alle vier zusammen erscheinen können“ an. Obwohl Schott damals nicht zugriff und die vier Stücke erst 11 Jahre später bei Diabelli in Wien erschienen – versehen mit einer Widmung an Franz Liszt -, wurden sie bald zu einem Lieblingskind der Musikliebhaber am Klavier.
„Er hätte es noch erleben können“, so begann Robert Schumann bezeichnenderweise seine Rezension der Diabelli-Ausgabe der vier Stücke, „wie man ihn jetzt feiert; es hätte ihn zum Höchsten begsietrn müssen. Nun er schon lange ruht, wollen wir sorgsam sammeln und aufzeichnen, was er uns hinterlassen; es ist nichts darunter, was nicht von seinem gesit zeugte, nur wenigen Werken ist das Siegel ihres Verfassers so klar aufgedrückt als den seinigen. So flüstert es denn in den zwei ersten Impromtu’s auf allen Seiten ‚Franz Schubert‘ wie wir ihn kennen in seiner unerschöpflichen Laune, wie er uns reizt, und täuscht und wieder fesselt, finden wir ihn wieder. Doch glaub‘ ich kaum, daß Schubert diese Sätze wirklich ‚Impromtu’s‘ überschrieben; der erste ist so offenbar der erste Satz einer Sonate, so vollkommen ausgeführt und abgeschlossen, daß gar kein zweifel aufkommen kann. Das zweite Impromtu halte ich für den zweiten satz derselben Sonate; in Tonart und Charakter schließt es sich dem ersten knapp an. Wo die Schlußsätze hingekommen, on Schubert die Sonate vollendet, oder nicht, müßten seine Freunde wissen; man könnte vielleicht das vierte Impromtu als das Finale betrachten, doch spricht, wenn auch die Tonart dafür, die Flüchtigkeit in der ganzen Anlage beinahe dagegen.“
Wie wir gesehen haben, irrte Schumann: Schubert hat die vier Stücke in der Tat als Einzelstücke komponiert, und auch Schumanns Vermutung, das ihm schwächer erscheinende dritte Impromtu, ein Andante mit Variationen, sei eine Arbeit „aus seiner Knabenzeit“, entspricht nicht der verbürgten Entstehung aller vier Stücke im Dezember 1827. Was Schumanns Rezension aber zeigt, ist die deutliche Affinität dieser vier Stücke zu einem viersätzigen Sonatenzyklus, als welchen man sie, cum grano salis, hören kann.
Nachgetragen sei noch Schumanns Charakterisierung des ersten, zweiten und letzten Stücks: „Im ersten Satz ist es der leichte phantastische Zierrath zwischen den melodischen Ruhestellen, was uns in Schlummer wiegen möchte; das Ganze ist in einer leidenden Stunde geschaffen, wie im Nachdenken an Vergangenes. Der zweite Satz hat einen mehr beschaulichen Charakter, in der Art, wie es viel von Schubert gibt; anders … das vierte Impromtu, schmollend,a ber leise und gut; Beethoven’s „Wuth über den verlornen Groschen‘ … fiel mir manchmal dabei ein.“ Zum dritten Stück, den Variationen, ist zu bemerken, daß sie – wie die Variationen des a-Moll-Streichquartetts – auf das bekannte Rosamunde-Thema (aus Schuberts Schauspielmusik zum gleichnamigen Drama) zurückgreifen.