“Come, fill, fill, my good fellow” (Smyth, schottisch) aus den irischen, walisischen, schottischen Liedern
Werkverzeichnisnummer: 2418
LUDWIG VAN BEETHOVEN erhielt 1809, als er endlich nach jahrelangem Warten der Bitte Thomsons um schottische Lieder Gehör schenkte, von diesem nur die Melodien, nicht aber die Texte der zu bearbeitenden Lieder. Da der Komponist nicht wußte, ob es sich jeweils um ein irisches, walisisches oder schottisches Lied handelte, bezeichnete er seine Bearbeitungen pauschal als “schottische Lieder”. Erst Thomson “sortierte” diese in seinen Ausgaben nach den betreffenden Nationen. Der Grund für die Übersendung der Melodien ohne Texte war ein besonderes Verfahren, das sich Thomson für diese Lieder ausgedacht hatte: Er beauftragte die größten lebenden schottischen Dichter, darunter Sir Walter Scott und Robert Burns, neue Texte zu den alten Melodien zu schreiben. Diese Fassungen waren so, wie sie zwischen 1814 und 1817 im Druck erschienen, in zweifacher Hinsicht Sublimierungen der Volkslieder: textlich und musikalisch. Dies kommt in den Titeln der Ausgaben zum Ausdruck, die etwa wie folgt lauten:
A
Select Collection of
ORIGINAL IRISH AIRS
For The Voice
UNITED TO CHARACTERISTIC ENGLISH POETRY
Written for this Work
with
SYMPHONIES &
ACCOMPANIMENTS
For the
PIANO FORTE, VIOLIN &
VIOLONCELLO,
Composed By
BEETHOVEN
“Charakteristische englische Poesie” bedeutet hier soviel wie Poesie im Stil der Volksdichtung; Beethovens Anteil wurde mit “Symphonies & Accompaniments” treffend umschrieben, hatte er die Lieder doch einerseits mit einer Begleitung für Klaviertrio zu versehen (also zu harmonisieren), andererseits freie instrumentale Einleitungen ( “Symphonies” im ursprünglichen Wortsinn) hinzuzufügen. Thomson muß ihm freilich den Inhalt der Lieder zumindest angedeutet haben, denn der Bezug zum Text ist jeweils äußerst charakteristisch. So ist Waken Lords and Ladies gay ein Jagdstück, die köstliche Szene zwischen Dermot und Sheila ein Scherzo, Rückkehr nach Ulster ein tief melancholisches Adagio.