Sinfonie Es-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Christian Bach

Sinfonie Es-Dur

Bläsersinfonie Nr. 1 Es-Dur

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2352

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Andante

3. Marcia

4. Allegro vivace

Erläuterungen

JOHANN CHRISTIAN BACH, der jüngste Sohn Johann Sebastians, ist als der „Mailänder“ oder „Londoner Bach“ in die Geschichte eingegangen. Als einziger Bach-Sohn verließ er Deutschland, ging nach Italien und wurde, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war, 1760 Domorganist in Mailand. Da es für einen Kirchenmusiker des Rokoko durchaus nicht anrührig war, Opern zu schreiben, konnte er wenig später seine ersten Opernerfolge in Turin und Neapel feiern.
Im Norden war man über die Karrieren junger Opernkomponisten in Italien dank der örtlichen Gesandtschaften bestens unterrichtet, und so ließ eine Einladung nach London nicht lange auf sich warten. Zunächst nur Haus-Arrangeur des King’s Theatre, wurde Bach bald der führende Opernkomponist der Metropole, was wiederum zu Opernaufträgen aus Mannheim und Paris führte. Dank des väterlichen Unterrichts am Cembalo wurde er zugleich Musikmeister der englischen Königin und – zusammen mit dem deutschen Gambisten Abel – ein höchst erfolgreicher Konzertunternehmer, der den Profit aus seinen beliebten Sinfonien selbst verbuchen konnte. Nicht nur als Meister der Opera seria, sondern auch in dieser Eigenschaft als Unternehmer- und Solisten-Persönlichkeit war er der eigentliche Nachfolger Händels in London.
Obwohl seine letzten Lebensjahre von schwindendem Ruhm und Alkoholismus überschattet waren, blieb seine Musik auch über seinen frühen Tod hinaus populär, wie z. B. die Koblenzer Konzertprogramme der Zeit erweisen. Heute dagegen spielt Bach wie die meisten Komponisten seiner Generation kaum eine Rolle im Konzertleben. Dabei kann man Spuren seines Stils bis zu einem viel berühmteren Kollegen, nämlich Mozart, weiterverfolgen. Seit seinem Londoner Aufenthalt 1764/65 war der Salzburger ein glühender Bewunderer Bachs, was sich auch in seinen späteren Werken immer wieder an Themenzitaten und Bach-ähnlichen Wendungen zeigt. Beiden Komponisten gemeinsam war die Suche nach einem Stil, der den „gründlichen Satz“ der Deutschen mit der Melodiösität der Italiener verband. Bach ist diese Synthese in seinen gedruckten Werken auf bezaubernde Weise geglückt, wie Leopold Mozart feststellte: „Hat denn Bach in London jemals anderes als dergleichen Kleinigkeiten herausgegeben? Der gute Satz, il filo, unterscheidet den Könner vom Stümper.“
Zu den „Kleinigkeiten“, die Bach in London herausgab, gehörten auch die sechs Bläsersinfonien, die im Jahre 1782 im Druck erschienen. Der Opernkomponist Bach hat hier Arrangements eigener und fremder Arien (u. a. von Gluck) zwischen Originalsätze eingestreut. Dergleichen war in der Bläsermusik der Klassik an der Tagesordnung; dennoch handelt es sich um regelrechte viersätzige Sinfonien. Nr. 1 in Es beginnt mit einem für Bach typischen „singenden Allegro“, wobei Hörner und Klarinetten auch virtuose Soli im Sinne einer Sinfonia concertante erhalten. Das Andante verwendet eine jener ausdrucksvollen Synkopenmelodien, für die Bachs Arien berühmt waren, während der dritte Satz an die Bläsermärsche der damaligen Militärkapellen erinnert. Das Finale kleidet einen englischen Country Dance in die Form eines einfachen Rondo.