Kanon, aus: “Kunst der Fuge”, BWV 1080, 17
2. Canon alla Duodecima in Contrapunto alla Quinta (Kanon in der Duodezime im doppelten Kontrapunkt der Quinte)
Werkverzeichnisnummer: 2318
Johann Sebastian Bach hat für jene Kontrapunktsammlung, die man nach seinem Tode als Kunst der Fuge herausgab, vier Bicinien in kanonischer Form komponiert, die sich freilich nicht mit einfachen Formen des Kanons begnügen. Die zweite Stimme folgt der ersten teils in kleineren oder größeren rhythmischen Werten (Diminution oder Augmentation), teils in Gegenbewegung, teils in komplizierten Intervallen.
Beim Kanon alla Duodecima in Contrapunto alla Quinta wird bewiesen, daß ein und derselbe Kanon sowohl im Abstand der Ober-Duodezime als auch in dem der Unteroktav ablaufen kann. Die sextolische Variante des Grundthemas, die dem Kanon zugrundeliegt, ist besonders reizvoll.
Die Vorstellung, daß Bach solche Kunstfertigkeit erst auf dem Sterbebett erreicht habe, ist übrigens ein Mythos. Der erste Kanon findet sich schon im Manuskript der Frühfassung der Kunst der Fuge, die Bach fast 10 Jahre vor seinem Tod niedergeschrieben hat. Die häufig diskutierte Frage nach der Instrumentierung des Zyklus gilt in der Musikwissenschaft heute als beantwortet: Es handelt sich eindeutig um Cembalomusik. Gerade die abstrakte Zweistimmigkeit der Kanons rechtfertigt jedoch eine Ausführung auf zwei Melodieinstrumenten.