Sonate c-Moll für Violine und Klavier, op. 30,2
Werkverzeichnisnummer: 232
1. Allegro con brio
2. Adagio cantabile
3. Scherzo. Allegro
4. Finale. Allegro
2002
LUDWIG VAN BEETHOVEN Sonate für Klavier und Violine op. 30 Nr. 2, c-Moll
Die Werkgruppe der drei Sonaten op. 30 entstand 1802 und ist dem jungen Zaren Alexander 1. gewidmet. In der Beethoven-Forschung wird diese Zueignung an den Zaren gerne als öffentliche politische Stellungnahme Beethovens gesehen, die zeigt, dass der Schüler Haydens und Salieris vorn Studenten zum selbstbewussten Komponisten mutiert war. Es ist die Zeit, in der die Schwerhörigkeit Beethovens einsetzt, in der er das berühmte Heiligenstädter Testament verfasste und der Beginn seiner so bezeichneten “zweiten” Schaffensphase (der “heroischen Phase”). Beethoven selbst schrieb 1802 von einem neuen Stil”, den er nun erreicht habe.
Überaus deutlich ist dieser “neue (heroische) Stil” in der zweiten Sonate c-Moll – vor allem in den Moll-Außensätzen zu hören, deren pathetischer Ton sinfonisch anmutet und in der sich Virtuosität und musikalischer Anspruch verbinden. Zwischen den beiden Dur-Sonaten op. 30 Nr. 1 und 3 mit den üblichen drei Sätzen bildet die viersätzig angelegte c-moll-Sonate den Mittel- und eigentlichen Höhepunkt des Zyklus.
Der erste Satz Allegro con brio beginnt mit dem Hauptthema leise im Klavier, dessen Spannung sich in einer Kadenz auflöst und dann von der Violine über dunklen Tremoli im Klavier aufgegriffen wird. Nach heftigen fortissimo Akkorden beginnt das im Charakter kontrastierende marschartige zweite Thema. Beethoven verzichtet in diesem Satz auf die regelhafte Wiederholung der Exposition und leitet unvermittelt in die Durchführung über. Sie beginnt pianissimo mit einem heiligen Gesang des Hauptthemas. Der Bogen des gesamten ersten Satzes wird nach der Reprise noch einmal geweitet: in der groß angelegten Coda, die anfangs in Reminiszenz all den thematische Gehalt der Durchführung eine stürmische Intensivierung erfährt.
Im Gegensatz zu dem disparat anmutenden Klang des ersten Satzes beginnt das adagio cantabile mit einem breiten Gesang über schlichter Harmonie. Doch durchbrechen hier am Ende sehr wirkungsvoll auf- und absteigende Läufe im fortissimo die innige Melodie. Ein kurzer fortissimo Einwurf in der Violine erinnert in Rhythmik und aufsteigender Quart an das Kopfmotiv des marschartigen Themas aus dem ersten Satz und weist auf die Idee Beethovens hin, die einzelnen Sonatensätze thematischmotivisch zu verbinden.
Der beschwingte dritte Satz, das Scherzo mit kanonisch geführtem Trio, ist thematisch durch stark markierte Synkopen gekennzeichnet, die nur der unheilvolle Charakter des Moll-Mittelteils stört.
Im Finale erklingen erstes und beschwingtes zweites Thema sowie deren Motive in ständig neuer Variation. Nach einer kurzen Pause durch Rückbesinnung auf das Thema mündet der Satz in einerstürmischen Presto-Coda mit heroischem Pathos, dem Kopfsatz ähnlich.