Große Fuge, op. 133 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Große Fuge, op. 133

Quartett B-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 133, “Große Fuge”, Fassung für Streichorchester

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2265

Satzbezeichnungen

Overtura. Allegro – Allegro – Fuga

Erläuterungen

BEETHOVENSGROSSE FUGE” , das erste Finale seines B-Dur-Streichquartetts, op. 130, ist der klassische Fall eines Kammermusikwerkes, das das Fassungsvermögen der Zeitgenossen von 1826 – Zuhörern, Interpreten und Verlegern – überstieg. Ein damaliger Kritiker nannte die Fuge “chinesisch” und schrieb: Wenn die Instrumente in den Regionen des Süd- und Nordpols mit ungeheuren Schweirigkeiten zu kämpfen haben, wenn sie sich unter einer Unzahl von Dissonanzen durchkreuzen, dann gibt es ein Concert, woran sich allenfalls die Marokkaner ergötzen können. Eine Konsequenz dieser Polemik war die schüchterne Anfrage des Verlegers bei Beethoven, ob er nicht anstelle der schwer faßlichen Fuge ein neues, den Ausführenden und dem Publikum zugänglicheres Finale schreiben könne. Der Künstler gab dieser Bitte für seine Verhältnisse ungewohnt widerspruchslos nach, indem er für das B-Dur-Quartett ein neues Finale komponierte und die Fuge später als op. 133 seperat herausgeben ließ, vielleicht, weil er spürte, daß die revolutionäre Sprengkraft des Werkes, seine emotionale und musikalische Energie das Medium Streichquartett bis zum Zerreißen spannte.
Eine Fassung für Streichorchester eröffnet hier die Möglichkeit, verborgenes Potential ans Licht zu bringen, die Tendenz zum Orchestralen, die auch jede Quartettinterpretation des Werkes zwangsläufig entwickelt, zu Ende zu denken. Ind ieser Gestalt erscheint die Große Fuge als gewaltiger Torso auf dem Weg zum sinfonischen Einzelsatz des 20. Jahrhunderts. Sein Hauptthema tritt in vier verschiedenen Versionenauf, die zu Beginn in einer Overtura nacheinander vorgestellt und dann in vier Einzelfugen, allerdings in umgekehrter Reihenfolge, durchgeführt werden. Es handelt sich, dem Beethovenforscher J. Kerman zufolge, umeine disziplinierte Doppelfuge in B-Dur, eine hervorragend undisziplinierte Fuge in As-Dur, einen lyrischen Zwischenteil in G-Dur, der gar nicht als Fuge gelten kann, eine vierte Version des Grundthemas in einer simplen fast komischen Tanzpassage sowie einen langen Schlußabschnitt, in dem die diversen Themengestalten neckisch hervorgeschleudert und wieder fallengelassen werden.