Klavierkonzert mit begleitendem Bläseroktett
Werkverzeichnisnummer: 2264
1. Allegretto
2. Choral. Lento
3. Coda. Energico
Der amerikanisch-kanadische Komponist COLIN MCPHEE studierte wie Villa-Lobos in den 20er Jahren in Paris und empfing dort die Weihen des französischen Neoklassizismus. Daneben waren für ihn die Begegnung mit dem dritten Amerikaner unseres Programms, Edgard Varèse, 1926 in New York und ein längerer Aufenthalt auf Bali in den 30er Jahren entscheidende Eindrücke. Da McPhee Pianist war, ist er vor allem mit Werken für ein oder zwei Klaviere hervorgetreten, die sich zum Teil durch extravagante Begleitungen auszeichnen.
Das Klavierkonzert mit begleitendem Bläseroktett hat er 1929 komponiert, also noch vor seiner Zeit in Bali, aber nach dem Studium in Paris, was den konservativen Stil des Werkes, aber auch den an Strawinsky gemahnenden Bläsersatz erklärt. Der erste Satz beginnt mit einem kantablen Thema im Rhythmus eines barocken Siciliano – ein Satztypus, den man bei Vivaldi, Pergolesi und Bach häufig findet. Das ausdrücklich non espressivo, also “ausdruckslos” verlangte Thema des Klaviers mit dezenter Bläserbegleitung dient als Refrain für eine Rondoform mit zwei Episoden. Die erste, ein Molto risoluto, wird von hart akzentuierten Triolen bestimmt, in denen die Blechbläser dominieren. Die zweite Episode ist ein Animato, das die Bläser mit Staccatovierteln eröffnen und in welchem das Klavier den Triolenrhythmus, der dem ganzen Satz zugrunde liegt, durch duolische Gegenrhythmen belebt.
Nach dem offenen Schluß des ersten Satzes setzt der zweite mit einem feierlichen Bläserchoral in E-Dur ein. Ganz nach dem Modell eines echten Kirchenchorals hat er vier Zeilen, die jeweils mit einer Fermate, die erste sogar mit einem Kirchenschluß enden. Das Klavier greift das Thema in Moll auf, die Bläser imitieren, und der weitere Verlauf des Satzes dient der Ausarbeitung des Chorals in dieser dialogischen Manier. Dabei tritt das Klavier im Mittelteil hinter die Holzbläser und sordinierten Blechbläser zurück; am Ende wird der Choral großartig gesteigert wiederaufgenommen. Der letzte Satz ist tatsächlich nur eine Coda zu den ersten beiden, denn er besteht aus einem einzigen Perpetuum mobile des Klaviers mit rhythmischer Begleitung der Bläser.