Burla, aus Der lächerliche Prinz Jodelet
Werkverzeichnisnummer: 2256
Hätte man im frühen 18. Jahrhundert Meinungsumfragen veranstaltet, welcher deutsche Komponist die schönsten Melodien zu schreiben in der Lage sei, die Kritiker hätten sich zweifellos für Reinhard Keiser entschieden.
Der geborene Sachse, der über vier Jahrzehnte die Hamburger Oper am Gänsemarkt mit seinen Stücken beherrschte, war das Komponistenidol des jungen Bach und Telemann, vor allem aber eine unerschöpfliche Quelle der “Inspiration” für Händel, der die Melodien Keisers so schamlos in seine eigenen Werke einbaute, dass es schon den Zeitgenossen eher unangenehm auffiel.
Etwas von der viel gerühmten Spontaneität und Frische von Keisers Melodien verraten auch die beiden kurzen Opernouvertüren, die unser Programm eröffnen. Obwohl kein Spezialist für Instrumentalmusik, hat Keiser doch in der Instrumentation seiner Opern einen erstaunlichen Erfindungsreichtum im Kombinieren der unterschiedlichsten Klangfarben an den Tag gelegt.
Gänzlich volksmusikalisch geht es in der Ouvertüre zur komischen Oper Der lächerliche Prinz Jodelet von 1726 zu. Dass die Ouvertüre wie die ganze Oper nicht ernst zu nehmen sei, verrät schon ihr Titel Burla (“Scherz”).
Ganz wie zu Beginn der Bauernkantate (man beachte Bachs Titel Cantate en burlesque!) wird hier im Sinne einer “Flickenouvertüre” ein kurzes Stückchen Volksmusik ans nächste gereiht. “Primitives” Musizieren in sogenannten Murky-Bässen entlarvt die Kapelle als Bauernkapelle, die natürlich auch nicht davor zurückschreckt, die Follia zu zitieren, einen Volkstanz von fast schon ermüdender Popularität.