Violinsonate Es-Dur, op. 12,3 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Violinsonate Es-Dur, op. 12,3

Sonate Es-Dur für Klavier und Violine, op. 12,3

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 226

Satzbezeichnungen

1. Allegro con spirito

2. Adagio con molt’ espressione

3. Rondo. Allegro molto

Erläuterungen

Die drei Violinsonaten Opus 12 waren die ersten, die Ludwig van Beethoven in Wien publizierte. Sie folgen dem von Mozart etablierten dreisätzigen Typus: Allegro in Sonatenform, langsamer Satz und Rondo. Für Beethoven lag das Anknüpfen an Mozart in der Gattung der Violinsonate besonders nahe, denn schon als Jugendlicher in Bonn hatte er die 1781 publizierten “Auernhammer-Sonaten” des Älteren (KV 376 etc.) studiert. Noch im 20 Jahre später publizierten Opus 12 (1798/99) ist die Nähe zu diesen von ihm so sehr geliebten Mozartwerken zu spüren.

Im Kopfsatz der Es-Dur-Sonate, op. 12,3, erinnern sowohl die “Strategien” des Klavier-Violin-Dialogs als auch die “Rhetorik” der Themen an Mozart. Auf ein erstes Thema, das Violine und Klavier in enger motivischer Verzahnung entwickeln, folgt eine Art “Tutti” mit Unisono, weitausholenden Akkordfiguren und Molleintrübungen. Das kantable Seitenthema der Violine wird vom Klavier tongetreu übernommen; virtuoser Schlagabtausch in rasenden Läufen und eine “galante” Schlussgruppe schließen sich an. Die Durchführung bringt, wie bei Beethoven zu erwarten, Neues. Die kontrapunktische Verzahnung der Stimmen, die stetig zunehmende Energie der Linienführung und der Einschub einer frühromantischen “Gesangsszene” unmittelbar vor der Reprise lassen den Geist einer neuen Epoche erahnen.

Im C-Dur-Adagio wird dieser neue Ton von Beginn an deutlich. Statt der von Mozart bevorzugten Andante-Sätze schrieb Beethoven hier ein ausgedehntes Adagio molt’espressivo, einen breiten Gesang des Klaviers mit feierlichen punktierten Rhythmen, der von der Violine mit Doppelgriffen skandiert wird. Im steten Wechsel der Instrumente dehnt sich dieses Duett in eine utopische Dimension aus, ein “unendliches Sehnen”, wie es E.T.A.Hoffmann später als Wesen der Romantik an Beethovens Werken festmachen sollte. Die Entwicklung gipfelt in einem instrumentalen Rezitativ in Moll, das bereits auf die kurz danach entstandene c-Moll-Klaviersonate Pathétique, op. 13, verweist.

Das Rondo-Finale wird von einem Contretanz-Thema beherrscht. Anders als Mozart, der ein solches Thema eher spielerisch-elegant fortgesponnen hätte, kehrt Beethoven an ihm den “trotzigen” Zweiachtel-Auftakt hervor und nutzt alle Möglichkeiten zur ausgedehnten kontrapunktischen Verarbeitung. Der Satz gipfelt in einem Fugato über das Rondothema von fast sinfonischen Ausmaßen und einer gelungenen harmonischen Abrundung des Hauptgedankens.