Ouvertüre c-Moll, D 8 A | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Schubert

Ouvertüre c-Moll, D 8 A

Ouvertüre c-Moll für 2 Violinen, Viola und Violioncello, D 8 A

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2235

Satzbezeichnungen

Largo – Allegro

Erläuterungen

Als Schüler am k. k. Stadtkonvikt und später als Hilfslehrer hat Schubert zwischen 1810 und 1816 rund 20 Werke für Streichquartett komponiert, von denen heute noch 11 viersätzige Quartette, eine Ouvertüre und zwei Fragmente erhalten sind. Sie waren einerseits für den Unterricht bei Antonio Salieri, andererseits für die Quartettzirkel im Elternhaus und in der Schule bestimmt. Ferdinand Schubert berichtet: “Für seinen Vater und die älteren Brüder war es ein vorzüglicher Genuß, mit ihm Quartetten zu spielen. Dies geschah meistens in den Ferial-Monaten … Bei diesen Quartetten spielte Franz immer Viola, sein Bruder Ignaz die zweite, Ferdinand … die erste Violine, und der Papa Violoncello”. Mit dem Bratscher Franz gewann man im Familienquartett schon allein deshalb einen vorzüglichen Streicher, weil dieser im k.k.Stadtkonvikt die täglichen Orchesterproben häufig von der ersten Violine aus leitete. In der Schule hatten sich “außer dieser täglichen Übung und den kirchlichen Leistungen der stipendierten Sängerknaben … kleine, vom Herrn Direktor gerne geduldete Koterien zur Aufführung von Streich und Singquartetten” gebildet, denen auch Schubert angehörte. Die meisten seiner Jugendquartette dürften für diese Zirkel komponiert worden sein.

Ein Mitschüler Schuberts, Albert Stadler, beschrieb 1812, wie leicht dem damals 15jährigen das Komponiern von der Hand ging: “Ganz ruhig und wenig beirrt durch das im Konvikte unvermeidliche Geplauder und Gepolter seiner Kameraden um ihn her, saß er am Schreibtischchen vor dem Notenblatte … niedergebeugt (er war kurzsichtig), biß in die Feder, trommelte mitunter prüfend mit den Fingern und schrieb leicht und flüssig ohne viele Korrekturen fort”. In dieser scheinbar unbeschwerten Art ist auch unser Beispiel aus den frühen Quartetten entstanden: die Ouvertüre c-Moll von 1811.

Ouvertüren standen regelmäßig auf dem Programm des Konvikt-Orchesters, wie etwa die Cherubinische zu der Oper Faniska. Von dieser ist die c-Moll-Ouvertüre des 14jährigen Schubert beeinflusst. Ursprünglich für Streichquintett komponiert, hat er sie selbst für Quartett arrangiert; in beiden Besetzungen treten orchestrale Klangwirkungen stark hervor. Diese “Neigung zum Orchestermässigen” veranlasste den Herausgeber der Alten Schubert-Ausgabe, Mandyczewski, von einer Edition der Ouvertüre abzusehen, so dass sie erst 1979 in der Neuen Schubert-Ausgabe ediert wurde. Während die Melodik noch relativ unspezifisch die Vorbilder Beethoven und Cherubini widerspiegelt, zeigt die Harmonik bereits Schuberts Vorliebe für mediantische Modulationen. Ebenso kann man den Klang dieses Werkes als Wurzel für Schuberts revolutionäre späte Quartette verstehen.

FRANZ SCHUBERTS Schaffen für Streichquartett zerfällt in zwei klar getrennte Hälften: die Jugendquartette der Jahre 1810- 1816 und die drei späten Quartette von 1824-26. Während jene für private Zirkel entstanden und den jungen Schubert im Spannungsfeld zwischen Klassizismus und aufkeimender Romantik zeigen, waren die späten Werke für Konzertaufführungen bestimmt und stellen einen der zentralen Quartettzyklen der Romantik dar. Peter Gülke wies indes in seiner Schubert-Biographie nachdrücklich darauf hin, daß bereits manche der frühen Quartette die “Todes-Thematik der frühesten Lieder” widerspiegelten, was diese Werke “in ein sehr anderes Licht als dasjenige unbeschwerten Erfahrungserwerbs oder verspielter Formversuche” stellte.

Diesen Beweis tritt auch das Pro Arte Quartett mit seinem heutigen Programm an. Der junge Schubert ist darin mit drei bedeutenden Moll-Quartetten vertreten, die dem späten a-Moll-Quartett selbstbewußt gegenübertreten. Als Beispiele für seine stilistische Herkuft werden außerdem Streichquartette von Antonio Salieri gespielt, der ja nicht nur Mozarts Konkurrent, sondern auch Schuberts Lehrer war.
ALS SCHÜLER am k. k. Stadtkonvikt und später als Hilfslehrer hat Schubert zwischen 1810 und 1816 rund 20 Werke für Streichquartett komponiert, von denen heute noch 11 viersätzige Quartette, eine Ouvertüre und zwei Fragmente erhalten sind. Sie waren einerseits für den Unterricht bei Antonio Salieri, andererseits für die Quartettzirkel im Elternhaus und in der Schule bestimmt. Ferdinand Schubert berichtet: “Für seinen Vater und die älteren Brüder war es ein vorzüglicher Genuß, mit ihm Quartetten zu spielen. Dies geschah meistens in den Ferial-Monaten … Bei diesen Quartetten spielte Franz immer Viola, sein Bruder Ignaz die zweite, Ferdinand … die erste Violine, und der Papa Violoncello”. Mit dem Bratscher Franz gewann man im Familienquartett schon allein deshalb einen vorzüglichen Streicher, weil dieser im k. k. Stadtkonvikt die täglichen Orchesterproben häufig von der ersten Violine aus leitete. In der Schule hatten sich “außer dieser täglichen Übung und den kirchlichen Leistungen der stipendierten Sängerknaben … kleine, vom Herrn Direktor gerne geduldete Koterien zur Aufführung von Streich- und Singquartetten” gebildet, denen auch Schubert angehörte. Die meisten seiner Jugendquartette dürften für diese Zirkel komponiert worden sein.

Ein Mitschüler Schuberts, Albert Stadler, beschrieb 1812, wie leicht dem damals 15jährigen das Komponiern von der Hand ging: “Ganz ruhig und wenig beirrt durch das im Konvikte unvermeidliche Geplauder und Gepolter seiner Kameraden um ihn her, saß er am Schreibtischchen vor dem Notenblatte … niedergebeugt (er war kurzsichtig), biß in die Feder, trommelte mitunter prüfend mit den Fingern und schrieb leicht und flüssig ohne viele Korrekturen fort”. In dieser scheinbar unbeschwerten Art sind auch unsere drei Beispiele aus den frühen Quartetten entstanden: die Ouvertüre c-Moll von 1811 (D 8 A), das Quartett in wechselnden Tonarten von 1810/11 (D 18) und der c-Moll-Quartettsatz von 1814 (D 103).
OUVERTÜREN standen regelmäßig auf dem Programm des Konvikt-Orchesters, und zwar sowohl Opern- als auch Konzert-ouvertüren, wie etwa die Beethovensche zu Coriolan. Von letzterer ist die c-Moll-Ouvertüre des 14jährigen Schubert beeinflußt. Ursprünglich für Streichquintett komponiert, hat er sie selbst für Quartett arrangiert; in beiden Besetzungen treten orchestrale Klangwirkungen stark hervor. Diese “Neigung zum Orchestermässigen” veranlaßte den Herausgeber der Alten Schubert-Ausgabe, Mandyczewski, von einer Edition der Ouvertüre abzusehen, so daß sie erst 1979 in der Neuen Schubert-Ausgabe ediert wurde. Während die Melodik noch relativ unspezifisch die Vorbilder Beethoven und Cherubini widerspiegelt, zeigt die Harmonik bereits Schuberts Vorliebe für mediantische Modulationen. Ebenso kann man den orchestralen Klang dieses Werkes als Wurzel für Schuberts revolutionäre Klangauffassung in den späten Quartetten verstehen.