Concerto g-Moll für Flöte, Oboe, Fagott, Violine und Basso continuo, RV 107
Werkverzeichnisnummer: 2227
1. Allegro
2. Largo
3. Allegro
Noch 1728 hatte Vivaldi auf der Höhe seines Ruhms gestanden. 50.000 Dukaten pro Jahr soll er verdient haben, und Kaiser Karl VI. höchstpersönlich gewährte ihm in Triest Audienz. Die Wiener Hofchargen munkelten, der Kaiser habe mit dem venezianischen Musiker in zwei Tagen mehr gesprochen als mit seinen Ministern in zwei Jahren, was zu dem gutherzigen, musikbesessenen Habsburger passen würde. Vivaldi dedizierte ihm dafür ein Opus mit 12 Concerti (La Cetra, Opus 9) und versicherte sich dadurch der kaiserlichen Gnade – für die Zukunft.
Das selten gespielte g-Moll-Concerto, RV 107, erinnert an die extrovertierte Manier der Konzerte Vivaldis. Es gehört zu einer keineswegs kleinen Gruppe von Konzerten Vivaldis, die man als Concerti da Camera bezeichnet, weil sie auf ein „Ripieno“, also ein Streichorchester, verzichten und für jede Stimme nur ein solistisches Instrument vorsehen. Die Klangkombinationen in dieser Werkgruppe sind so farbig wie die oft tonmalerischen Effekte.
Das g-Moll-Concerto ist ein in seiner Besetzung zwar kleines, aber fein ausgestaltetes Werk. Sein leicht melancholischer Kopfsatz und die Siciliano-Melodie des Mittelsatzes sind reinster Vivaldi, während das Finale eine hochvirtuose Passacaglia über einen siebentaktigen (!) Bass darstellt.
2004
ANTONIO VIVALDI
Concerto g-Moll, RV 107
Wie schon eingangs erwähnt fand Vivaldi in seinen klein besetzten Concerti ein besonderes Vergnügen an immer neuen, erfrischenden Instrumentenkombinationen. Die Quintettbesetzung mit Flöte, Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo hatte es ihm besonders angetan. Hier konnte er – über dem omnipräsenten Basso continuo, der in unserer Aufführung dem Cello zufällt – gleich mit vier solistischen Bällen jonglieren: den hohen Instrumenten Flöte und Violine, der Oboe im Alt- und dem Fagott im Tenorregister. Im Rahmen der üblichen vivaldischen Konzertform lösen diese vier einander mit virtuosen Soli ab, oder sie greifen wie die Zahnräder eines nimmermüden Laufwerks ineinander. Letzteres ist in der abschließenden Passacaglia des g-Moll-Konzerts, RV 107, der Fall.
Die Passacaglia ist bei Vivaldi kein schweres, ernstes Stück vergeistigter Variationenkunst wie bei Bach, sondern ein spritziges Passagenfeuerwerk über dem absteigenden Bass, der mal acht, mal sieben Takte lang ist, was allein schon für aufregende Unregelmäßigkeiten sorgt. Nicht nur dank dieses rasanten Finales ist das Concerto RV 107 eines der besten in Vivaldis gesamtem Schaffen. Der Kopfsatz wartet mit seiner typischen Motorik und virtuosen Geigensoli auf, der Mittelsatz mit einer hinreißend schönen Siciliano-Melodie.