Drei Stücke für Violoncello und Klavier
Werkverzeichnisnummer: 2182
1. Moderato es-Moll
2. Sans vitesse a-Moll
3. Vite et nerveusement rhythmé
Sie war die Kompositionslehrerin des 20. Jahrhunderts: Nadia Boulanger, die ältere Schwester der früh verstorbenen Lili. Zu ihren Schülern, die sich in den 20er und 30er Jahren in Paris einfanden, zählten die großen Komponisten Nordamerikas (Copland, Carter u. a.), Françaix, Berkeley und zahllose andere. Durch ihre klassizistischen Kompositionsprinzipien hat sie auf die Musik dieser Generation einen erheblichen Einfluß ausgeübt.
Kompositorisch hielt sie sich selbst für weniger begabt als ihre Schwester. Nach dem Tode Lilis hat sie offiziell nichts mehr komponiert, obwohl erst die Öffnung ihres Privatnachlasses in der Bibliothèque Nationale in Paris im Jahre 2009 darüber Aufschluß geben wird.
Ihr bis 1918 komponiertes Oeuvre ist relativ schmal. Wir hören drei Stücke für Cello und Klavier, die 1915 im Druck erschienen. Im ersten Stück, einem Moderato in es-Moll, spielt das Cello über einer „zarten und vagen“ Klavierbegleitung eine ebenso schlichte wie ergreifende Mollmelodie.
Das zweite Stück in a-Moll, ein Doppelkanon, ist ein Beleg für Boulangers viel gepriesene kontrapunktische Künste. Das Klavier folgt dem Cello im Achtelabstand in einem Oktavkanon, zu dem das Klavier außerdem einen freien zweiten Oktavkanon zwischen rechter und linker Hand hinzufügt.
Das dritte Stück in cis-Moll mit der Vortragsanweisung Schnell und nervös rhythmisch ist ein kraftvolles Scherzo mit einem rasanten Klavierthema über Pizzicato-Akkorden im Hauptteil und einem Trio im 5/8-Takt. Stilistisch stehen die Stücke dem Impressionismus nahe.