Cellosonate F-Dur, op. 5,1 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Cellosonate F-Dur, op. 5,1

Sonate F-Dur für Klavier und Violoncello, op. 5 ,1

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 222

Satzbezeichnungen

1. Adagio sostenuto – Allegro

2. Rondo – Allegro vivace

Erläuterungen

Ludwig van Beethoven komponierte seine ersten beiden Cellosonaten während seines einzigen Aufenthalts in der preußischen Hauptstadt Berlin 1796. Seit Friedrich der Große 1740 den preußischen Thron bestiegen hatte, galt Berlin als eines der glänzenden Musikzentren Deutschlands. Was zu Friedrichs Zeiten die Flöte des Königs war, war unter seinem Neffen und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. das Violoncello. Der neue König war ein begeisterter Cellist, Schüler des Italieners Graziani. Bald nach seiner Thronbesteigung 1786 holte er zwei Meistercellisten aus Frankreich an seinen Hof: die Gebrüder Duport. Jean-Pierre Duport wurde Direktor der königlichen Kammermusik, Jean-Louis schmückte Berlin mit seinem Ruhm als führender Cellovirtuose und -pädagoge seiner Zeit. Er war der erste Solist in Beethovens Cellosonaten Opus 5.

Beethoven kam im Mai 1796 mit dem Fürsten Karl von Lichnowsky in die preußische Hauptstadt und blieb fast zwei Monate. Sein Empfang am preußischen Hof fiel denkbar glanzvoll aus, wie man den Erinnerungen seines Schülers Ferdinand Ries entnehmen kann. Beethoven „spielte einige Male bei Hofe, wo er auch die zwei Sonaten mit obligatem Violoncello, Opus 5, für Duport und für sich componierte und spielte. Beim Abschiede erhielt er eine goldene Dose mit Louisdor gefüllt. Beethoven erzählte mit Selbstgefühl, dass es keine gewöhnliche Dose gewesen sei, sondern eine der Art, wie sie den Gesandten wohl gegeben werde.“

Im Gegensatz zu dieser devoten Äußerung, die von einer gewissen Bewunderung für das Hofleben zeugt, ließ Beethoven außerhalb des Stadtschlosses die Berliner eher seine Arroganz spüren. Als ihm der Klaviervirtuose Friedrich Heinrich Himmel eine eigene Fantasie vorspielte, fragte er ihn nach einer Weile gereizt: „Nun, wann fangen Sie denn einmal ordentlich an?“ Auch den jungen Johann Nepomuk Hummel strafte er mit Verachtung. Nur den jungen Prinzen Louis Ferdinand von Preußen lobte er in den höchsten Tönen: er spiele „gar nicht königlich oder prinzlich, sondern wie ein tüchtiger Klavierspieler“. Trotz solcher Unbotmäßigkeiten des Rheinländers nahm Friedrich Wilhelm II. von Preußen die Widmung der beiden Cellosonaten Opus 5 allergnädigst an.

Gleich in der ersten Sonate in F-Dur machte Beethoven deutlich, dass es sich nicht mehr eine der damals noch üblichen Sonaten für Violoncello mit Begleitung (sprich: Basso continuo) handelte, sondern um eine Duosonate fürs dominante Klavier „mit Violoncell“. Damit erfand er anno 1796 zu Berlin die moderne Cellosonate. Vorbild dafür waren die Violinsonaten Mozarts, die Beethoven über alles liebte und schon in seinen Bonner Jugendtagen eingehend studiert hatte.

Die Sonate beginnt mit einem Adagio sostenuto, einer „langsamen Einleitung von höchster Feierlichkeit“, wie der Beethovenbiograph Lewis Lockwood meinte. Vorbilder dafür waren Mozarts Violinsonaten KV 379 und 454. Im folgenden Allegro ist es die perfekte Balance der beiden Instrumente, die auf Mozart verweist: Was immer der eine spielt, wird vom andern wiederholt – Themen, Passagen, Überleitungen. Der Charakter der Themen verweist auf das „singende Allegro“ des galanten Stils, wie es in Berlin nach wie vor herrschte. „Die klangvolle C-Saite des Cellos ist von Anfang bis Ende präsent“ (Lockwood).

Das Rondo im 6/8-Takt „bietet Episoden, die mit seinem Hauptthema wirkungsvoll kontrastieren“ (Lockwood) und ist im Charakter einer Chasse gehalten, eines Jagdfinales.