Quartett | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Grazyna Bacewicz

Quartett

Quartett für vier Violoncelli

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2166

Satzbezeichnungen

1. Narrazione

2. Riflessioni

Erläuterungen

Grazyna Bacewicz war die bedeutendste polnische Komponistin des 20. Jahrhunderts. Sie begann ihren kompositorischen Weg als neoklassizistische Schülerin von Nadia Boulanger, löste sich jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg von diesem Einfluß und fand ihre eigene, hochexpressive Klangsprache in der stilistischen Nähe Szymanowskis.

Ende der 50er Jahre gehörte sie zu den ersten, die die Einflüsse der westlichen Avantgarde in Polen aufgriffen und wurde nicht zuletzt dadurch zur “legendären Symbolgestalt” (Eva Weissweiler).

Von den Werken der virtuosen Geigerin kennt man heute besonders die Violinkonzerte, das Konzert für Streichorchester und die Streichquartette.

Das Quartett für vier Violoncelli aus dem Jahre 1964 gehört in ihre letzte Schaffensperiode, in der sich die drei bestimmenden Elemente ihrer Musik – Folklorismus im Sinne Bartóks, Neoklassizismus und westlicher Einfluß – in den unterschiedlichsten Formen vermischten. Der polnische Musikwissenschaftler Zbigniew Skowron charakterisierte in einem Vortrag in Schloß Engers 1997 die Kammermusik von Bacewicz folgendermaßen:

“Die Ästhetik von Grazyna Bacewicz, entwachsen der romantischen Tradition, aber auch dem Neoklassizismus des 20. Jahrhunderts und seinen Forderungen vom Typ ‘retour a…’, muß nicht nur als individuelle Ausdrucksästhetik begriffen werden, sondern auch als Ergebnis des Zurückgreifens auf Werte und Qualitäten, die in der Alten Musik vorhanden sind … Neben einer ausgewogenen Anwendung der Diatonik und der Chromatik sowie einer dem Sinne nach romantischen Melodik zeigt sich in ihren Werken deutlich die Suche nach originellen harmonischen Konstruktionen. Diese beeinflussen in hohem Grade die Klangaura der Kammermusikwerke der polnischen Komponistin. Ihre spezifische Koloristik ergibt sich aus ihrer klanglichen Einbildungskraft und aus ihrem Gespür für die Klang- und Artikulationsmöglichkeiten der verwendeten Instrumente, besonders der Streichinstrumente. Die Breite der Klangqualitäten, die Grazyna Bacewicz in ihren Kammermusikkompositionen verwendet hat, verläuft parallel zu ihrer Freiheit in der Gestaltung des Klangraumes eines Werkes. Die beiden fundamentalen Typen der Faktur, die Homophonie und die Polyphonie, werden in ihren Kompositionen zu Polen, in deren Rahmen sie viele gemischte und vermittelnde Formen herstellt. In der Ausbildung einer so reichen und variierten Faktur spielt das Registerdenken – neben dem linearen und akkordbezogenen Denken – eine wichtige Rolle und führt zu originellen klanglichen Ergebnissen.”