Sonate d-Moll, op. 27,3 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Eugène Ysaye

Sonate d-Moll, op. 27,3

Sonate d-Moll, op. 27,3

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2128

Satzbezeichnungen

Lento molto sostenuto
(in modo di recitativo) – Molto moderato quasi lento – Allegro in tempo giusto – Tempo poco più vivo e ben marcato

Erläuterungen

2005

Solosonate Nr. 3 Ballade

24 Stunden genügten dem Grandseigneur der belgischen Geigenschule, um 1923 in seiner Villa La Chantarelle im Badeort Zout seine sechs Solosonaten zu entwerfen. In jenen ruhigeren Jahren nach dem I. Weltkrieg hatte Ysaÿe sein Konzertpensum erheblich reduziert, nicht zuletzt wegen der beginnenden Diabetis. Diesem Umstand und seiner Obsession für Bach verdanken wir seinen sechs-teiligen Zyklus. Ohne jemals Kompositionsunterricht genossen zu haben, war er auf seine Intuition und auf Bachs Vorbild angewiesen, von dem er sich nur schwer lösen konnte: “Bach verschreckt jeden, der versucht, seinen eigenen Weg zu finden. Er ist ein unerreichbarer Gipfel.” Dennoch gelang Ysaÿe eine ganz eigene Synthese aus der Polyphonie des großen Vorbilds, aus spät-romantischen Stimmungsbildern und seiner eigenen “berühmten Brillanz und Durchsichtigkeit”, wie es Nathan Milstein nannte. In der 3. Solosonate hat er sich “ganz und gar zwanglos” seiner Einbildungskraft überlassen. Nach dem Vorbild von Chopins Balladen fand er zu einem rhapsodischen Erzählton, der vom marschartigen Hauptthema beherrscht wird. Das Stück ist einem anderen großen Geiger, Georges Enescu, gewidmet.