“Theraps” für Kontrabass
Werkverzeichnisnummer: 2126
1996
Iannis Xenakis: Theraps (1976)
Als der griechische Architekt und Ingenieur Iannis Xenakis 1947 aus seiner Heimat nach Paris kam, war es die Begegnung mit Größen des Kunstlebens, die seinen weiteren Werdegang bestimmen sollte: mit dem Komponisten Olivier Messiaen, dem Dirigenten Hermann Scherchen und dem Architekten Le Corbusier. Seit seinem Komponistendebüt 1950 gilt er als zentrale Figur der internationalen Avantgarde. Architektonische Vorstellungen, spielerische Modelle, physikalische und mathematische Theorien bilden die Grundlagen seiner Arbeiten. Sie beziehen sich auf Gruppenbildungen aller Art: auf Zusammenballungen von Tönen, Wellen, Sternen etc. Aber auch griechische Kultur und Mythologie finden sich darin wieder.
Theraps, 1976 uraufgeführt, “oszilliert zwischen zwei gegensätzlichen Bereichen: einem, in dem die Musik sich in dauerndem Fluß befindet, sowie Paaren von Flageoletts, oft im oberen Obertonspektrum jeder leeren Saite. Das Werk beruht auf Xenakis Theorie des ‘Random Walk, Brownian Movement’, die mit stochastischen Prinzipien zusammenhängt. Zwei besonders interessante Aspekte sind in dem Werk enthalten: zum einen der Gebrauch eines italienischen Fingersatzes (der heute praktisch verschwunden ist), bei dem die Saite eher zur Seite gezogen als auf das Griffbrett gedrückt wird, was ein Glissando bis in die höchsten Register jenseits des Griffbretts erlaubt; zum anderen ein physisches Problem der Muskelanspannung, das aus Xenakis’ Forderung nach äußerster Wildheit und äußerster Verfeinerung entsteht. Ich finde, daß einen dieses Stück bis in die äußersten Tiefen des Instruments hinabzieht – sowohl geistig als auch körperlich… Um völlig in Theraps einzudringen, muß der Spieler sein Äußerstes geben, denn der wird von Xenakis an die Grenze geführt … und darüberhinaus.” (Barry Guy)