Serenade D-Dur für Violine, Viola und Violoncello, op. 8
Werkverzeichnisnummer: 212
1. Marcia. Allegro
2. Adagio
3. Menuetto. Allegretto
4. Adagio – Scherzo. Allegro molto
5. Allegretto alla Polacca
6. Tema. Andante quasi Allegretto
7. Marcia. Allegro
2001
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Serenade, op. 8
Wie klein auch immer eine Wiener Serenade besetzt sein mag, sie erhebt doch Anspruch auf Klangfülle. Das schönste Beispiel für dieses Paradox sind die beiden Serenaden von Beethoven. Nur für drei Instrumente geschrieben (Streichtrio bzw. Flöte, Violine, Viola), suggerieren sie doch eine fast sinfonische Farbpalette. So hört man in der Serenade für Violine, Viola und Cello, op. 8, gleich im einleitenden Marsch orchestrale Akkordfülle, im folgenden Adagio echte “Hornquinten”, am Ende des Menuetts ein gitarrenhaftes Pizzicato, im d-Moll-Adagio orchestrale Begleitfiguren. Klangvoller und farbenreicher hätte man eine Serenade für diese drei Instrumente kaum schreiben können.
Auch sonst ist das 1797 erschienene Opus ein kleines Wunder an Einfallsreichtum. Kaum ein anderes Werk des jungen Beethoven vereint eine so große Fülle schönster melodischer Eingebungen auf so engem Raum und in so leicht fasslichen Formen. Der einleitende Marsch, die imaginäre “Aufzugsmusik” zum Ständchen, arbeitet bereits mit überraschenden Dur-Moll-Wechseln und raffinierten Triolenkontrapunkten. Das folgende Adagio entfaltet nächtlichen Klangzauber durch seine herrliche Violinmelodie über den Hornquinten der Bratsche und dem Pizzicato des Cellos. Veritable Trompetenstöße scheinen das Menuett einzuleiten, während sich der vierte Satz, eine Kombination aus Moll-Adagio und Scherzo, als inhaltliches Zentrum erweist. Fast scheint es, als würden wir hier Zeuge eines echten Ständchens: In Oktaven stimmen die Streicher ihr larmoyantes Abendliedchen an, während im Hintergrund eine Schar von Musikern nur darauf wartet, den Gesang in respektlosen Scherzoeinschüben zu stören; “unterbrochenes Ständchen” könnte man den Satz taufen. Das folgende Alla polacca ist eine Art vorgezogenes Finale, ein Rondo über eine schmissige Polonaisenmelodie. Vor die Wiederholung des Marches, die “Abzugsmusik”, hat Beethoven eine Serie lyrischer Variationen gestellt.
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LUDWIG VAN BEETHOVEN hat für die Komposition seiner Serenade op. 8, wie Hugo Riemann bemerkt, wohl doch “eine besondere Veranlassung oder Anregung gehabt”, vielleicht aus jenem Kreise, für den die Trios op. 9 entstanden. “Man kann sich bei dem Verlauf des Stückes ganz wohl ein kleines Situations- oder Stimmungsbild ausmalen… Ein kurzer festlicher Marsch bezeichnet den Eingang; dann beginnt ein langsames Stück von gefälligem, im zweiten Thema dringlich einschmeichelndem Ausdruck; besonders hier ergehen sich Violine und Cello in hübschen Solopartien; auch sehnsüchtige Klage kommt zum Ausdruck, und der angehaltene Schluß scheint auf Erhörung zu warten; dieser gibt dann ein fröhlicher Menuettsatz mit einem bewegten Trio und der humoristischen Coda Ausdruck. Ein sanft klagendes liedmäßiges Adagio (d-Moll) scheint schwindender Hoffnung zu gelten, doch wird es zweimal wieder von einem munteren Zwischensatz unterbrochen. Die Spieler fassen wieder Mut, ihre Kunst zu zeigen; eine muntere Polonaise erklingt und fesselt die Zuhörer. Noch folgt ein Andante mit Variationen, über welches nun aller Liebreiz ausgegossen ist. .. Die Variationen führen zu dem Einleitungsmarsch zurück, mit welchem die Sänger abziehen.”