Klarinettenquintett B-Dur, op. 34 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Carl Maria von Weber

Klarinettenquintett B-Dur, op. 34

Quintett B-Dur für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 34, „Grand Quintetto“

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2068

Satzbezeichnungen

1. Allegro

2. Fantasia. Adagio ma non troppo

3. Menuetto. Capriccio presto

4. Rondo. Allegro

Erläuterungen

Wie die meisten Klarinettenwerke von Weber verdankt auch das Quintett seine Entstehung der Kunst des Münchner Klarinettisten Heinrich Baermann. Das „Clarinettgenie“, wie ihn der Komponist bewundernd nannte, war zwar geborener Potsdamer, doch durch die preußische Niederlage in der Schlacht bei Saalfeld nach Bayern verschlagen worden, wo er dem Münchner Hof bald unentbehrlich wurde. In München zog er Weber wie später Meyerbeer und Mendelssohn durch zwei Qualitäten in seinen Bann: durch den gleichmäßigen Klarinettenton in allen Lagen und durch den preußischen Humor.
1811, im selben Jahr, in dem er das Quintett für Baermann begann, widmete Weber dem Freund ein Scherzgedicht zum Namenstag, in dem es heißt:

Zieht auf aller Thränen Schleusen
Hier ist nicht die Red‘ vom
König von Preußen,
Nein, nein, von dem Heinrich, dem dicken, dem fetten,
Von Bärmann, dem lieblichen, freundlichen, netten.
O Sonne!!! O Tag der Wonne!

Mit eben solchem Humor verfasste Weber das Quintett, das er 1815 vollendete. Der erste Satz, Allegro, beginnt – wie in den Klarinettenquintetten von Mozart und Brahms – mit den Streichern alleine. Sie legen einen Klanggrund aus wenigen Akkorden, über dem sich die Klarinette in hoher Lage melodiös entfalten kann. Belebte Streichereinwürfe im Fortissimo setzen ein virtuoses Frage-Antwortspiel in Gang, das den ganzen Satz über anhält. Er steht in der üblichen Sonatenform mit zwei Themen, wobei die Durchführung eine neue Klarinettenmelodie über Tremolo bringt (con passione). In Exposition und
Reprise kann sich der Klarinettist virtuos entfalten. Typisch für
Weber sind die starken dynamischen Akzente, die opernhafte Belcanto-Melodik und die frühromantische Harmonik.

Das Adagio in g-Moll nannte Weber Fantasia, wohl, weil sein kurzes, vom Cello vorgestelltes Hauptmotiv in freiem Kontrapunkt durch die Stimmen wandert, unterbrochen von fantasieartigen Soli der Klarinette. Die latente Chromatik des Anfangs kostet der Satz weidlich aus.

Diesen Tonfall des Kapriziös- Fantastischen hat Weber auch im Menuetto beibehalten. Die Streicher antworten auf eine Arabeske der Klarinette jeweils mit einem trippelnden, rhythmisch verschobenen Motiv, woraus sich ein witziges Klangspiel alla Haydn entwickelt. Im Trio herrscht das breite Melos der Oper.

Dass Weber das Finale Allegro giojoso, „fröhliches Allegro“ nannte, ist der deutlichste Tribut an den Adressaten des Quintetts. Den Anspruch musikalischen Humors löst schon der Rhythmus dieses Rondos ein, eine Art Galopp, der dem Ganzen eine unwiderstehlich fröhliche Aura verleiht. Auch hier gibt es wieder theatralisch aufgebauschte Dialoge zwischen den Streichern und der Klarinette. Für den nötigen Kontrast sorgen weiche, singende Episoden. Der Satz endet brillante – in einem Passagen-Feuerwerk der Klarinette.