"Klangspiegel" | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Friedrich K Wanek

"Klangspiegel"

“Klangspiegel” für Klavier zu vier Händen (1988)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 2061

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

FRIEDRICH K. WANEK, Mainzer Komponist und langjähriger Verlagslektor für zeitgenössische Musik beim Schott-Verlag, ging, wie er selbst sagte, einer “geregelten Doppelexistenz” nach. In seinem Brotberuf betreute er die Werke anderer; für sein eigenes Komponieren fand er nur in der Freizeit Gelegenheit. So blieb sein Oeuvre notgedrungen schmal, und er ist damit kaum vor die breite Öffentlichkeit getreten. Andererseits bewahrte er sich dadurch die Unabhängigkeit, seine kompositorische Richtung selbst zu bestimmen. Sie beruhte auf einem ungebrochenen Verhältnis zur Tradition der klassischen Moderne. Von Bartók stammen die perkussive Motorik und die unregelmäßigen Metren, die viele Waneksätze prägen, sowie Grundelemente der Harmonik. An den französischen Neoklassizisten faszinierten ihn das Unterhaltsame und Spielerische, die Leichtigkeit und Eleganz einer Musik, die nicht alles mit deutscher Strenge sagen muß. Bei Webern studierte er die Knappheit der Diktion und Sparsamkeit der Mittel. “Wenn es geschwätzig wird, wird es unerträglich.” Die Angst, das Material zu sehr zu strapazieren, war einer seiner Grundzüge.
Durch seine Ehefrau Agathe Wanek, die Musikfreunden im Duo mit Daniela Ballek eine vertraute Erscheinung ist, hatte er ein natürliches Verhältnis zum Klavierduo, für das er mehrere bedeutende Werke schrieb. Das letzte von ihnen ist Klangspiegel, 1988, drei Jahre vor seinem Tode komponiert. Unsere Aufführung des Klangspiegels ist nicht als Konkurrenz zu den Ur-Interpreten Wanek und Ballek gedacht, sondern soll ein Zeichen setzen für eine Belebung des Interesses an Waneks Musik, die die Landesstiftung Villa Musica ab der kommenden Saison kontinuierlich pflegen will. Klangspiegel geht – wie der Name schon andeutet – von einem einfachen Phänomen aus: der Spiegelung der vier Hände an einer Achse in der Mitte der Tastatur. Die Musik über und unter ihr verläuft in einem ununterbrochenen Spiegelkanon, den Spiegelfugen Bachs vergleichbar, aber simultan, nicht sukzessiv ausgeführt.