Trio Es-Dur für Violine, Viola und Violoncello, op. 3
Werkverzeichnisnummer: 208
1. Allegro con brio
2. Andante
3. Menuetto. Allegretto – Trio
4. Adagio
5. Menuetto. Moderato – Minore
6. Finale. Allegro
Von den insgesamt fünf Streichtrios, die Ludwig van Beethoven unter Opuszahlen veröffentlichen ließ, ist das Es-Dur-Trio, op. 3, das früheste. Man weiß nicht genau, ob es noch in seiner Bonner Zeit vor 1792 oder in den ersten Wiener Jahren 1792-94 entstand. Eine Abschrift des Werkes ist jedenfalls auf dem Umweg über einen aus Bonn flüchtenden französischen Emigranten bereits 1794 ins englische Leicester gelangt, wo das Trio von einem Laienensemble mit großer Begeisterung musiziert wurde – lange, bevor Beethoven zu einer europäischen Berühmtheit geworden war. Im Druck erschien es erst Ende 1796 in Wien.
Man hat es mit einem typischen Frühwerk Beethovens zu tun, in dem sich Einflüsse der großen klassischen Meister Mozart und Haydn, aber auch der rheinischen Vorbilder Beethovens wie Rosetti oder Neefe mit Vorahnungen seines unverwechselbaren Stils verbinden. So fällt im Hauptthema des ersten Satzes die Abspaltung eines Dreiklangsmotivs auf, das den ganzen Satz wie ein Motto durchzieht und in der Coda in sehr typischer Weise steigernd verarbeitet wird. Auch die kantable Episode im Hauptthema und das merkwürdig trotzige Crescendo-Motiv in der Schlußgruppe sind unverkennbar “beethovenische” Züge, während das zweite Thema und die Überleitungsfiguren doch eher konventionell “klassisch” anmuten.
Auf diesen Allegro-Kopfsatz in Sonatenform folgen nicht etwa die üblichen drei, sondern fünf Sätze, denn es gibt zwei langsame Sätze und zwei Menuette mit Trios statt jeweils nur einen Satzes des betreffenden Typus. Der junge Beethoven folgte darin wie auch in der Tonart Es-Dur und in manchen Details dem Vorbild von Mozarts großem Streichtrio KV 563, das 1788 komponiert und 1792 in Wien posthum gedruckt worden war. Bei Beethoven folgt auf das Allegro zunächst der im Tonfall leichtere langsame Satz, ein Andante in B-Dur im 3/8-Takt, das fast ganz von einer pochenden Staccato-Figur getragen wird; es erinnert an andere frühe Andante-Sätze Beethovens, etwa in der Ersten Symphonie.
Das erste Menuett ist von rhythmischen Überraschungen geprägt, sein Trio dagegen eine ruhig fließende Cantabile-Episode. Das folgende Adagio in As-Dur lehnt sich in der Melodik an die “Rondo”-Arien des späten 18. Jahrhunderts an, einen expressiven Arientypus im 2/4-Takt, den Beethoven hier in eine Art Duett zwischen der Violine und den Unterstimmen verwandelt hat.
Das zweite Menuett ist volkstümlich schlicht und wird im Trio von einer rustikalen Polonaise in c-Moll abgelöst, in der die Violine solistisch geführt ist. Auch das Finale enthält eine virtuose c-Moll-Episode anstelle der Durchführung. Der Satz folgt getreu dem klassischen Modell des “Sonatenrondos”, wie es von Haydn und Mozart begründet worden war, und knüpft auch im Tonfall unverkennbar an die Finalsätze der Klassiker an.