Trio Es-Dur für Klavier, Violine und Violoncello, op. 1,1
Werkverzeichnisnummer: 204
1. Allegro
2. Adagio cantable
3. Scherzo. Allegro assai
4. Finale. Presto
Beethovens Klaviertrios Opus I erfreuten sich vom Augenblick ihrer Veröffentlichung 1795 an bis weit ins 19. Jahrhundert hinein allgemeiner Beliebtheit. Die stolze Subskribentenliste der Erstausgabe, die raschen Nachdrucke in allen führenden Musikstädten und zahlreiche Wiederauflagen binnen weniger Jahre machten sie auch verlegerisch zu einem Welterfolg, und nur das frühromantische Klischee vom jugendlichen Genie konnte die Mär erfinden, Beethoven habe an diesem Erfolg nicht partizipiert.
1829 stand in der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung zu lesen, der junge Meister habe sein Opus I „damit es nur unter Menschen käme, fast um die Abschreibe-Gebühren dem ersten Verleger hingegeben“ und er sei „zum Danke von den Recensenten damals nicht wenig gehudelt worden“. Ganz im Gegenteil hatte der 25jährige Komponist mit dem vornehmsten Wiener Verlagshaus Artaria & Co. die denkbar günstigsten Konditionen ausgehandelt, und unter den erhaltenen zeitgenössischen Rezensionen findet sich keine, die den Komponisten „gehudelt“ hätte. Ein Rezensent des Wiener Journals für Theater, Musik und Mode beschrieb den allgemeinen Tenor vielmehr so: „Gewaltig, mächtig und ergreifend trat Beethoven in jenen schönen Trios als Klavierkomponist auf… Neuheit und Fülle, eine Leichtigkeit die harmonischen Hilfsmittel zu gebrauchen, eine gewisse Eigenheit des Stiles und der Behandlung liessen von dem noch jungen Manne einen originellen und genialen Komponisten erwarten.“
Auch in den folgenden Generationen, deren Beethoven-Euphorie stetig anwuchs, ohne den Weg des Meisters von jugendlicher Klassizität zu immer subjektiverer Kunst ganz mitgehen zu wollen, blieben die Klaviertrios des ersten Opus ein unverrückbarer Markstein – gerade auch gegen Beethovens späten Manierismus: „Erinnern wir uns“, schrieb ein Rezensent 1827, im Todesjahr des Komponisten, von Opus I, „wie ungleich verbreiteter die Theilnahme an ihm war, so lange er in den bekannten Regionen der Mozartschen Musik weilte. „
Für uns heute ist der Ruhm des Opus I gegen die Werke der mittleren Periode verblaßt. „Neuheit und Fülle“ wird man weniger mit ihnen verbinden als die Anlehnung an Mozartsche Modelle. So ist etwa das Kopfthema im ersten Satz des Es-Dur-Trios aus dem Rondothema des d-Moll-Klavierkonzerts von Mozart abgeleitet, das Adagio cantabile erinnert in Gestus und Form an das Andante aus dessen großem B-Dur-Klaviertrio. Müßig zu sagen, daß der frühe Beethoven nicht bei dieser Anlehung an sein klassisches Modell stehen blieb. Die „Neuheit und Fülle“ seines Stils zeigen sich hier schon unverkennbar, besonders in Scherzo und Finale.
2001:
Beethoven brauchte immerhin zwei Anläufe, um in der Musikmetropole Wien zum Durchbruch zu gelangen. Noch 1793 erwog der Kölner Kurfürst Max Franz, seinen 23jährigen Bonner Schützling aus Wien zurückzubeordern, da er offensichtlich keine musikalischen Fortschritte machte und wieder, wie bei der ersten Reise, nur Schulden mit nach Hause bringen würde, wie es der Habsburger in einem indignierten Brief ausdrückte. Zwei Jahre später strafte Beethoven seine Kritiker Lügen. Er begann mit einer Serie von Meisterwerken, wie sie kein zweiter Komponist in dieser Dichte zum Druck beförderte: Klaviertrios Opus 1, Klaviersonaten Opus 2, Streichtrio Opus 3 etc. etc.
Die musikalische Eigenart Beethovens tritt in diesen Frühwerken so unmissverständlich hervor, dass sie programmatischen Charakter tragen, insbesondere jenes Oeuvre 1re aus drei Klaviertrios, mit dem er 1795 debütierte. Schon die Annonce in der Wiener Zeitung bezeichnete sie als „große Trios“, ein Anspruch, den sie in jeder Hinsicht erfüllten. Die stolze Subskribentenliste der Erstausgabe (224 Exemplare allein in Wien), die Nach-drucke in allen Musikstädten Europas und die Wiederauflagen machten sie zu einem Sensationserfolg. Auch Beethovens Lehrer Haydn wunderte sich, dass diese neuartigen Stücke so rasch verstanden wurden. Da aber zum Klischee vom jugendlichen Genie nun einmal der Misserfolg hinzugehört, hat man ihn Beethovens Opus 1 posthum angedichtet. 1829 schrieb die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, der Meister habe sein Opus 1, „damit es nur unter Menschen käme, fast um die Abschreibe-Gebühren dem ersten Verleger hingegeben“ und er sei „zum Danke von den Recensenten damals nicht wenig gehudelt worden“. Im Gegenteil hatte der 25jährige Komponist mit dem Verlag Artaria die denkbar günstigsten Konditionen ausgehandelt, und unter den Rezensionen findet sich keine, die das Werk „gehudelt“ hätte. Das Wiener Journal beschrieb den allgemeinen Tenor vielmehr so: „Gewaltig, mächtig und ergreifend trat Beethoven in jenen schönen Trios als Klavierkomponist auf… Neuheit und Fülle, eine Leichtigkeit die harmonischen Hilfsmittel zu gebrauchen, eine gewisse Eigenheit des Stiles und der Behandlung liessen von dem noch jungen Manne einen originellen und genialen Komponisten erwarten.“
Für uns heute ist der Ruhm des Opus 1 gegen die späteren Klaviertrios Beethovens ein wenig verblasst. „Neuheit und Fülle“ wird man mit einem Trio wie Opus 1,1 weniger verbinden als mit dem „Erzherzogtrio“ oder „Geistertrio“. Dennoch enthält das Werk bereits alle typischen Satzcharaktere Beethovens: einen Kopfsatz in Sonatenform mit intensiver motivisch-thematischer Arbeit; ein weit ausschwingendes, „innerliches“ Adagio im Dreiertakt; statt des Menuetts ein Scherzo von über 200 Takten Ausdehnung und ein Finale, das sich aus den scherzhaften Dezimensprüngen des Anfangs zu mitreißendem „Elan“ steigert. Die Kritiker des 19. Jahrhunderts meinten mit Recht, dass in diesem Opus „wie in wenigen, die fröhliche Jugend des Meisters sich noch ungetrübt, leicht und leichtfertig, abspiegelt, gleichwohl aber der spätere, tiefe Ernst und die zarte Innigkeit des Verf. schon zuweilen (und dann, wie schön!) anwandelt, auch, ungeachtet man die Vorbilder der Mozart’schen Klavier-Quartette erkennt, doch B. s Eigenthümlichkeit und Selbständigkeit unverkennbar hervor leuchtet und umher flackernde, zündende Funken sprüht.“
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Nach den frühen Bonner Sensationserfolgen brauchte Beethoven immerhin zwei Anläufe, um in der Musikmetropole Wien zum Durchbruch zu gelangen. Noch 1793 erwog Kurfürst Maximilian Franz, seinen 23jährigen Bonner Schützling aus Wien zurückzubeordern, da er offensichtlich keine musikalischen Fortschritte machte und wieder, wie bei der ersten Reise, nur Schulden mit nach Hause bringen würde. Zwei Jahre später strafte Beethoven seine Kritiker Lügen. Er begann mit einer Serie von Meisterwerken, wie sie kein zweiter Komponist in dieser Dichte zum Druck beförderte: Klaviertrios Opus 1, Klaviersonaten Opus 2, Streichtrio Opus 3 etc. etc.
Die musikalische Eigenart Beethovens tritt in diesen Frühwerken so unmissverständlich hervor, dass sie programmatischen Charakter tragen, insbesondere jenes Oeuvre 1re aus drei Klaviertrios, mit dem er 1795 debütierte. Schon die Annonce in der Wiener Zeitung bezeichnete sie als „große Trios“, ein Anspruch, den sie in jeder Hinsicht erfüllten. Die stolze Subskribentenliste der Erstausgabe (224 Exemplare allein in Wien), die Nachdrucke in allen Musikstädten Europas und die Wiederauflagen machten sie zu einem Welterfolg. Auch Beethovens Lehrer Haydn wunderte sich, dass diese neuartigen Stücke so rasch verstanden wurden. Da aber zum Klischee vom jugendlichen Genie nun einmal der Misserfolg hinzugehört, hat man ihn Beethovens Opus 1 posthum angedichtet.
1829 schrieb die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, der Meister habe sein Opus 1, „damit es nur unter Menschen käme, fast um die Abschreibe-Gebühren dem ersten Verleger hingegeben“ und er sei „zum Danke von den Recensenten damals nicht wenig gehudelt worden“. Im Gegenteil hatte der 25jährige Komponist mit dem Verlag Artaria die denkbar günstigsten Konditionen ausgehandelt, und unter den Rezensionen findet sich keine, die den Komponisten „gehudelt“ hätte. Das Wiener Journal für Theater, Musik und Mode beschrieb den allgemeinen Tenor vielmehr so: „Gewaltig, mächtig und ergreifend trat Beethoven in jenen schönen Trios als Klavierkomponist auf… Neuheit und Fülle, eine Leichtigkeit die harmonischen Hilfsmittel zu gebrauchen, eine gewisse Eigenheit des Stiles und der Behandlung liessen von dem noch jungen Manne einen originellen und genialen Komponisten erwarten.“
Für uns heute ist der Ruhm des Opus 1 gegen die späteren Klaviertrios Beethovens ein wenig verblasst. „Neuheit und Fülle“ wird man mit einem Trio wie Opus 1,1 weniger verbinden als mit dem „Erzherzogtrio“ oder „Geistertrio“. Dennoch enthält das Werk bereits alle typischen Satzcharaktere Beethovens: einen Kopfsatz in Sonatenform mit intensiver motivisch-thematischer Arbeit; ein weit ausschwingendes, „innerliches“ Adagio im Dreiertakt; statt des Menuetts ein Scherzo von über 200 Takten Ausdehnung und ein Finale, das sich aus den scherzhaften Dezimensprüngen des Anfangs zu mitreißendem „Elan“ steigert. Die Kritiker des 19. Jahrhunderts meinten mit Recht, dass in diesem Opus „wie in wenigen, die fröhliche Jugend des Meisters sich noch ungetrübt, leicht und leichtfertig, abspiegelt, gleichwohl aber der spätere, tiefe Ernst und die zarte Innigkeit des Verf. schon zuweilen (und dann, wie schön!) anwandelt, auch, ungeachtet man die Vorbilder der Mozart’schen Klavier-Quartette erkennt, doch B. s Eigenthümlichkeit und Selbständigkeit unverkennbar hervor leuchtet und umher flackernde, zündende Funken sprüht.“