"Andalusische Szene", op. 7 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joaquin Turina

"Andalusische Szene", op. 7

“Andalusische Szene” für Viola, Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 7

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1979

Satzbezeichnungen

1. Crepuscule du soir (Abenddämmerung): Allegretto mosso – Serenata: Allegro

2. A la fenêtre (Am Fenster): Andantino mosso – Allegro moderato

Erläuterungen

Mit der Escena andaluza des in Sevilla geborenen JOAQUIN TURINA tritt der internationalen Klassik Boccherinis ein Werk der spanischen Nationalmusik aus dem frühen 20. Jahrhundert gegenüber. Obwohl er seine Heimatstadt schon mit 20 verlassen hatte, blieb Turina lebenslang ein überzeugter Andalusier. Musikalisch neigte er stärker als seine drei bekannten Kollegen De Falla, Albeniz und Granados der deutschen Spätromantik zu. Doch die Freundschaft mit de Falla während des Studiums in Madrid und die Begegnung mit Albeniz während der Pariser Jahre 1905-1914 führten auch ihn an eine national gefärbte Musik heran. Besonders Albeniz ermunterte Turina zur Verwendung spanischer Themen, wovon die 1912 in Paris komponierte Andalusische Szene beredtes Zeugnis gibt. Nach der Rückkehr in die Heimat stieg Turina zu einem der führenden Komponisten Spaniens auf, wurde aber im Bürgerkrieg von den Republikanern verfolgt. “Ein freundlicher Mann, der Einfachheit und Schönheit liebte, dem aber die Tiefe de Fallas fehlte”, so die Charakterisierung durch den Musikhistoriker Carlos Amat.
Seine Andalusische Szene hat Turina durch die Satztitel als Programmusik kenntlich gemacht. Aus dem Flair spanischer Volksmelodien und dem auf Schönheit und Weichheit der Linie bedachten Klang entsteht eine nahezu impressionistische Aura. Im ersten Satz schildert zunächst ein langes Klaviersolo die verschwimmenden Farben der Abenddämmerung; erst später stimmen Solobratsche und Streichquartett mit ein. Im zweiten Teil des Satzes erklingt im tänzerischem Rhythmus und zu Akkordbrechungen der Bratsche eine Serenade, deren Mittelteil ebenfalls tänzerisch – “Im Tempo einer Habanera” – zu spielen ist. Was sich im zweiten Satz vor dem Fenster eines jener weißgekalkten, niedrigen Häuser, die für Andalusien typisch sind, abspielen mag, kann man nur vermuten. Die Bewegung wechselt mehrmals zwischen einem Andantino mosso im Sechsachteltakt und einem Allegro moderato im Dreiviertel ab. Die Streicher machen ausgiebig Gebrauch von besonderen Klangfarben wie Sordino, Pizzicato und Flageolett.