Klaviertrio c-Moll, op. 1,3 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Klaviertrio c-Moll, op. 1,3

Trio c-Moll für Klavier, Violine und Violoncello, op. 1,3

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 202

Satzbezeichnungen

1. Allegro con brio

2. Andante cantabile con variazioni

3. Menuetto. Quasi Allegro

4. Finale. Prestissimo

Erläuterungen

Die musikalische Eigenart des frühen Beethoven wird heute für gewöhnlich an seinen Klaviersonaten, Violinsonaten und an der 1. Sinfonie gemessen. Es war jedoch ein Oeuvre 1re aus drei Klaviertrios, mit dem der junge Komponist 1795 an die musikalische Öffentlichkeit trat. Die Aufforderung zur Subskription in der Wiener Zeitung bezeichnete die Stücke als „große Trios“, ein Anspruch, den sie u. a. dadurch einlösten, daß sie erstmals die viersätzige Anlage des Streichquartetts auf die Gattung des Klaviertrios übertrugen. Auch die Ausdehnung der Sätze, die langen Durchführungs- und Codaabschnitte sowie der scherzoartige Duktus der Tanzsätze zeigen den jungen Beethoven auf neuen Bahnen. Umso verwunderlicher war der rasche Erfolg, den die Trios errangen. Beethovens damaliger Lehrer Joseph Haydn wunderte sich, daß sie „so schnell und leicht verstanden und vom Publikum so günstig aufgenommen“ wurden. Allein in Wien fanden sich 123 Pränumeranten aus den besten Kreisen, die 224 Exemplare der Erstausgabe – für das Erstlingswerk eines jungen Komponisten seinerzeit eine stolze Zahl – bestellten; nur wenige Jahre später lagen die Trios in Bonn, Leipzig, Mainz, Offenbach, Paris, London und Berlin nachgedruckt vor. Der Erfolg war so nachhaltig, daß er noch um 1830 zu Lobreden auf Beethovens Frühstil Anlaß bot. „Erinnern wir uns“, schrieb ein Rezensent anläßlich einer Neuauflage im Jahre 1827, „wie ungleich verbreiteter die Theilnahme an ihm war, so lange er in den bekannten Regionen der Mozartschen Musik weilte.“ Ein Kollege erklärte den Erfolg des Opus I damit, daß „in ihm, wie in wenigen, die fröhliche Jugend des Meisters sich noch ungetrübt, leicht und leichtfertig, abspiegelt, gleichwohl aber der spätere, tiefe Ernst und die zarte Innigkeit des Verf. schon zuweilen (und dann, wie schön!) anwandelt, auch, ungeachtet man die Vorbilder der Mozart’schn Klavier-Quartette erkennt, doch B. s Eigenthümlichkeit und Selbständigkeit unverkennbar hervor leuchtet und umher flackernde, zündende Funken sprüht.“ (Allgemeine musikalische Zeitung, 1829).
Das c-Moll-Trio ist das bekannteste der drei. Es wirkt wie ein ästhetisches Manifest des jungen Beethoven, der hier wesentliche Momente seiner Kunst umriß: Ernst und Anspruch des Kopfsatzes im Eroica-Duktus, das Prinzip der „Charaktervariation“ im Andante, ein Menuett, das zum romantischen Scherzo verwandelt ist, und den Élan des Finales. Das Trio ist, wie der Musikwissenschaftler N. Fortune meinte, unter Beethovens „schöpferischen Leistungen dasjenige Werk, das am meisten Epoche gemacht hat: durch die Ausweitung zu einem großangelegten dramatischen Ablauf, verdichtet durch die Art des musikalischen Materials, durch ein kraftvolles Spiel der Kontraste und mitreißenden Schwung.“