Sonate für Klavier und Horn, op. 17
Werkverzeichnisnummer: 196
1. Allegro moderato
2. Poco Adagio, quasi Andante –
3. Rondo. Allegro moderato
LUDWIG VAN BEETHOVEN hat in seiner Jugend selbst das Hornspiel erlernt, und zwar bei dem Bonner Hofmusiker Simrock, dem späteren Musikverleger. Der Hornschüler hat „seinem Meister späterhin manche harte Nuß zu knacken gegeben“, wie Beethoven selbst einmal in einem Brief gestand, und auch sonst war er Hornvirtuosen gerne gefällig, wenn sie ihn um Stücke baten. Als 1800 der damals berühmteste Hornist Europas sein lange erwartetes Wiener Debüt gab, assistierte ihm Beethoven bereitwillig am Flügel und mit einer eigens komponierten Sonate: der F-Dur-Sonate, op. 17. Sie ist ganz auf die genialen Fähigkeiten des Böhmen Wenzel Stich zugeschnitten, der unter seinem italienischen Künstlernamen Giovanni Punto eine europäische Berühmtheit war.
Wie so viele Musiker des 18. Jahrhunderts hatte Punto seine Kunst in seiner Heimat Böhmen erlernt und verfeinert – freilich als leibeigener Diener eines Adligen, des Grafen Thun in Prag. Als er mit 20 Jahren beschloss, den Dienst unerlaubt zu quittieren und aus Prag zu fliehen, stand ihm zwar die Welt offen, doch die Rückkehr in die Habsburger-Monarchie war ihm lange Jahre verwehrt. Darum mussten die Wiener so lange auf sein Konzertdebüt warten, das nichtsdestoweniger glanzvoll ausfiel. Es bestätigte, was ganz Europa schon von Puntos Kunst wusste: Ob als Solohornist an den Höfen in Mainz und Würzburg oder als reisender Virtuose – überall feierte er triumphale Erfolge, besonders in Paris, wo man ihm während der Revolution sogar den Kapellmeister-Posten eines Pariser Theaterorchesters anbot. Seine in Paris gedruckten 11 Hornkonzerte und über 20 Hornquartette galten als Muster ihrer Art. Selbst der sonst so kritische Mozart, der Punto 1778 in Paris hörte, meinte: „Punto bläst magnifique.“
Für den 18. April 1800 hatte Punto sein Debüt im Wiener Burgtheater angesetzt, zwei Tage vorher begann Beethoven mit der Komposition der Sonate. Die Uraufführung war ein rauschender Erfolg, was zu mehreren Wiederholungen Anlass gab. Auch späterhin hat Beethoven das Werk gerne gespielt, und alleine die Tatsache, dass er es als sein Opus 17 im Druck herausgab (wenn auch vorsichtshalber mit einer alternativen Cellostimme), belegt die Wertschätzung, die er für die Sonate empfand. Im vollen Bewusstsein seiner früheren Hornstudien konnte Beethoven das Instrument – immerhin noch das ventillose Naturhorn ?aufs effektvollste einsetzen, wie etwa gleich zu Beginn mit dem fanfarenhaften Einstieg, auf den das Klavier mit galanter Figuration antwortet. Beide Motive zusammen bilden das lapidare Hauptthema des Satzes, der sich ansonsten auf bravouröse Weise entfaltet.
Im f-Moll-Adagio bleibt die Entfaltung der düsteren, für das Naturhorn entlegenen Tonart dem Klavier vorbehalten, während das Blasinstrument mit zarten Echos antwortet. Der Satz ist eine Art langsames Intermezzo vor dem Finale, das einmal nicht dem Klischee eines „Jagdfinales“ für Horn im Sechsachteltakt folgt. Beethoven wählte stattdessen eine mehr gesangliche Gavotte-Melodie, deren Charme sich Horn und Klavier brüderlich teilen. Man kann sich leicht vorstellen, wie der 30-jährige Klaviervirtuose Beethoven mit dem 53-jährigen Hornvirtuosen Punto hier ein Feuerwerk an virtuosem Dialog abbrannte. Nur drei Jahre später starb Punto. Beethovens Sonate blieb sein hornistisches Vermächtnis.