Sextett Es-Dur, op. 71 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Sextett Es-Dur, op. 71

Sextett Es-Dur für zwei Klarinetten, zwei Fagotte, zwei Hörner, op. 71

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 194

Satzbezeichnungen

1. Adagio – Allegro

2. Adagio

3. Menuetto, quasi Allegretto

4. Rondo. Allegro

Erläuterungen

2005
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Quintett nach Opus 71

Bläserstücke tragen bei Beethoven ausgesprochen marginalen Charakter. Abgesehen von einigen bedeutenden Frühwerken (Bläseroktett, Quintett) handelt es sich durchweg um Gelegenheitskompositionen für befreundete Solisten oder Dilettanten. Nur wenige dieser Stücke fanden Aufnahme unter Beethovens 137 gedruckte Opera, darunter jenes Sextett Es-Dur, das erst 1832 posthum auf eine vom Meister frei gelassene Lücke im Werkverzeichnis rutschte. Als Opus 71 steht es seitdem immerhin zwischen dem Geistertrio des Opus 70 und dem Fidelio Opus 72, hat aber mit diesen reifen Werken nichts zu tun: Beethoven hat es bereits 1796, mit 26 Jahren und noch dazu „in einer einzigen Nacht geschrieben“. Es ist eine typische Nachtmusik, eine Serenade für die auf Wiens Straßen musizierenden Bläserensembles, die mit solcher Musik auf Bestellung von Haus zu Haus zogen. Die hohen technischen Ansprüche an alle Instrumente prädestinierten das Sextett jedoch auch zum Konzertstück. 1805 wurde es im Konzertsaal von dem berühmten Klarinettisten Joseph Beer und seinem Ensemble aufgeführt. Wir hören ein Arrangement dieses ursprünglich für je zwei Klarinetten, Hörner und Fagotte komponierten Werkes für Bläserquintett mit Flöte und Oboe.

Die Dimensionen der vier Sätze sind trotz des eher unterhaltenden Charakters beeindruckend großzügig. Auf eine langsame Einleitung mit feierlichem Fanfaren-Einstieg folgt ein Allegro von fast 300 Takten Länge, das sich ganz aus dem Kopfmotiv, einem Drei-Achtel-Auftakt im Staccato, speist. Ein kantables Seitenthema und sinfonisch kraftvolle Tutti-Passagen sorgen für die nötigen Kontraste in dem nach Sonatenform gebauten Verlauf.

Mozartisch mutet der Beginn des Adagio an, in dem die verschiedenen Instrumente aufs schönste singend hervortreten. Der junge Beethoven hat sich hier vom Adagio aus Mozarts Es-Dur-Serenade, KV 375, anregen lassen.

Mit keckem Staccato und kurzen Vorschlägen ist das Menuett gewürzt, dem ein intimeres Trio zur Seite gestellt wird. Im Rondo hat Beethoven einen kleinen Hinweis auf die militärischen Ambitionen der Bläser angebracht, die sich ja damals häufig aus den Musikzügen des Heeres speisten. Das Rondothema ist nichts anderes als ein Marsch, der seinen Weg ein wenig forsch, fast schon ironisch antritt. Wechselnde, überaus klangschöne Episoden werden ihm gegenübergestellt, so dass sich ein klassisches Finale ergibt.