Pastorale für Violine und Bläserquartett
Werkverzeichnisnummer: 1904
Moderato
Igor Strawinsky erscheint uns heute nicht so sehr als russischer Komponist denn als Weltbürger der Musik, der durch seine Werke für die “Ballets russes” besonders eng mit Paris verbunden war. Bevor er Rußland verließ, hatte freilich auch er nationale Musik geschrieben, darunter eine Fülle russischer Lieder, die im Westen prominente Bewunderer wie etwa Anton von Webern fanden.
Eines von ihnen, die “Pastorale”, trug den Titel “Chant sans paroles”, weil sie nur auf einen Doppelvokal gesungen wurde. 1907 komponiert, wurde sie Nadja Rimsky-Korsakoff zugeeignet und 1908 in St. Petersburg uraufgeführt. Es lag nahe, das textlose Stück für Instrumente zu bearbeiten und so in ein echtes, nämlich instrumentales “Lied ohne Worte” umzuwandeln. Dies geschah 1933 durch die Übertragung der Singstimme für eine Solovioline, nachdem Strawinsky schon ein Jahrzehnt zuvor die Klavierbegleitung für Bläserquartett bearbeitet hatte. Der Reiz des Stückes liegt in der Kombination einer Wiegenlied-Melodie mit einem Dudelsackbaß, eine Idee, die Strawinsky noch häufig in den “Berceusen” seiner späteren Bühnenwerke aufgriff. In der Bläserübertragung spürt man außerdem den Einfluß der französischen Bläsermusik neoklassizistischer Prägung.