Elegy for J.F.K. (“When a just man dies”)
Werkverzeichnisnummer: 1898
Auf die Ermordung John F. Kennedys in Dallas am 22. November 1963 reagierten viele Künstler mit Bestürzung, so auch Strawinsky, der sein Epitaph in Form einer ganz intimen, kaum zweiminütigen Elegy for J F. K ablieferte. Seine Bitte um ein “very quiet little lyric “hatte sein Freund W. H. Auden, Librettist der Oper The Rake’s Progress, mit vier Dreizeilem in der Form japanischer Haikus erfüllt (dreizeilige Gedichte mit je 17 Silben, die auf die Zeilen frei verteilt werden können). Ebenfalls auf den Dichter geht der Vorschlag zurück, die vierte Strophe auch am Anfang zu verwenden und so einen Refrain zu erhalten. In der Vertonung des Auden-Gedichts ging Strawinsky von Wort-Klang und Wort-Rhythmus aus, eingebettet in strenge Zwölftontechnik.
Es gehört zu den paradoxen Phänomenen im Schaffen des Weitbürgers Strawinsky, dass er umso russischer wurde, je weiter er sich von seiner Heimat entfernte. So schrieb er gerade in den Jahren seines Exils in der Schweiz 1914-1920 eine große Zahl russischer Lieder, die als Auseinandersetzung mit der verlorenen Heimat verstanden werden können. Zu ihnen gehören auch die Berceuses du Chat, übersetzt “Katzenwiegenlieder”, die der Komponist 1915/16 für das befreundete Malerehepaar Natalia Gontscharowa und Michail Larionow komponierte. Die volkstümlichen russischen Texte, die den Liedern in französischer Übersetzung von Ramuz zugrunde liegen, wurden von Strawinsky “als phonetische Klang- und Rhythmus-Materialien behandelt. “ (Lindlar). Als Anton von Webern 1920 in Wien zum ersten Mal diese Katzenwiegenlieder hörte, rief er begeistert aus: “Mir geht diese Musik ganz unglaublich nahe… Etwas so unsäglich Rührendes, wie diese Wiegenlieder! Wie diese drei Klarinetten klingen!”
Die Klarinette ist auch der Sollst in den Drei Stücken für Klarinette solo, die Strawinsky 1919 dem Mäzen Werner Reinhart widmete. Nachdem dieser die Uraufführung der Geschichte vom Soldaten in Lausanne ermöglicht hatte, bedankte sich Strawinsky bei dem Amateur-Klarinettisten mit den drei Stücken. Drei Jahre nach den Katzenwiegenliedern komponiert, verraten sie die gleiche Intimität im Umgang mit dem Bläserklang.