"Tierkreis", op. 41 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Karlheinz Stockhausen

"Tierkreis", op. 41

Zwölf Melodien der Sternzeichen für Flöte, op. 41, “Tierkreis”, Version für Klarinette, Horn, Fagott und Streichquintett (1977)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1878

Satzbezeichnungen

1. Wassermann – Aquarius

2. Fische – Pisces

3. Widder – Aries

4. Stier – Taurus

5. Zwillinge – Gemine

6. Krebs – Cancer

7. Löwe – Leo

8. Jungfrau – Virgo

9. Waage – Libra
10. Skorpion – Scorpio
1
1. Schütze – Sagtittarius
1
2. Steinbock – Capricorn

Erläuterungen

Mit Franz Schuberts Oktett begann im Jahre 1824 eine bis heute ungebrochene Tradition: das Komponieren von Stücken in einer vorgegebenen, nämlich eben der Schubertschen Oktettbesetzung (Klarinette, Horn, Fagott und Streichquintett). Schon Schuberts Werk war von dem Klarinette blasenden Grafen Troyer ausdrücklich als Ergänzung zu Beethovens Septett, op. 20, in Auftrag gegeben worden – wobei Schubert der Beethovenbesetzung eine 2. Violine hinzufügte. In dieser Weise haben immer wieder Ensembles, die ihrerseits Schuberts Oktett aufführen wollten, Komponisten ihrer Zeit gebeten, dazu Ergänzungen in der gleichen Besetzung zu schreiben. Auf diese Weise ist auch das beiden zeitgenössische Werk “Tierkreiszeichen” zustandegekommen: Karlheinz Stockhausen bearbeitete seinen Tierkreis auf Wunsch des Solokontrabassisten der Berliner Philharmoniker, Rainer Zepperitz, für das Berliner Philharmonische Oktett.

Karlheinz Stockhausen zählt heute zu den Leitfiguren der zeitgenössischen Musik – nicht nur in Deutschland. Er begann in den 50er Jahren als Experimentator mit elektronischen Klängen und hat sich mittlerweile zu einem modernen “Klassiker” mit monumentalen Visionen und einer eigenen “Kunstreligion” entwickelt (der Opernzyklus Licht).
Karlheinz Stockhausen verfaßte zur Kammerorchester-Version seines Tierkreises ebenfalls eine Einführung:
“ 1975 habe ich MUSIK IM BAUCH für 6 Schlagzeuger komponiert, eine szenische Musik, die ich 1974 eines Morgens beim Aufwachen hörte und sah.
Gegen Ende des Stückes werden aus dem Bauch eines Vogelmenschen. der über der Bühne schwebt, 3 Spieluhren herausgenommen. Es gibt insgesamt 12 Spieluhren, von denen man 3 für eine Aufführung auswählt. Die 12 Melodien habe ich nach den Eigenschaften der Tierkreiszeichen komponiert und benannt. Ich studierte in der Firma Reuge in St. Croix in der Schweiz die Technikd er Spieluhren, und man kann nun die 12 Melodien einzeln als Spieluhren erwerben.
Anschließend wurde dann der TIERKREIS als selbständige Komposition für ein beliebiges Melodie- oder Tasteninstrument nd für eine beliebeige Kombination dieser beiden… herausgegeben. Ausgaben für Singstimme allein oder mit Tasteninstrument, mit eine4m charakteristischen Text für jedes Tierkreiszeichen, erschienen danach, und 1977 machte ich eine version für Klarinette, Horn, Fagott, Streichquintett für das Oktett der Berliner Philharmoniker.
Beim Erfinden jeder Melodie dachte ich an das Wesen von kindern, Freunden, Bekannten, die im betreffenden Sternzeichen geboren sind, und ich studierte die Menschen typen der Sternzeichen gründlicher. Jede Melodie ist jetzt in allen Maßen und Proportionen im Einlang mit den Charakterzügen ihres Sternzeichens komponiert, und man wird viele Gesetzmäßigkeiten entdecken, wenn man eine Melodie oft hört und ihre Konstruktion genau betrachtet…
Man kann (bei einer Aufführung) mit einem beliebigen Sternzeichen beginnen – je nachdem, in welchem Monat man spielt, ob man einer bestimmten Person die Aufführung widmen will, usw. -, soll aber dann im Kreis spielen und wieder bei dem Zeichen enden, mit dem man begonnen hat…
Die Wahle eines Solo-Instruments für eine bestimmte Tierkreismelodie (Cello für Wassermann, 1. Violine für Fische, Kontrabaß für Stier, usw.) sowie die Kombinationen und Häufigkeiten bestimmter Instrumente sind ganz vom Charakter der Tierkreiszeichen bestimmt.”