Doppelquartett Nr. 2 Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, op. 77
Werkverzeichnisnummer: 1857
1. Allegro vivace
2. Menuetto – Trio.
3. Larghetto con moto
4. Allegretto
Zu den Kammermusikgattungen von nur vorübergehender Gültigkeit gehört das Doppelquartett, das der Romantiker Louis Spohr 1823 als eine “neue Gattung von Kammermusik” zur Diskussion stellte. Die Anregung dazu war von dem Cellovirtuosen Andreas Romberg ausgegangen. Spohr stellte sich die Aufgabe “zwei Quartetten nebeneinander sitzend ein Musikstück ausführen zu lassen, dabei aber die beiden Quartetten nach Art von Doppelchören häufig abwechseln und konzertieren zu lassen und das achtstimmige nur für die Hauptstellen der Komposition aufzusparen”. Darin unterscheiden sich seine insgesamt vier Doppelquartette fundamental von Mendelssohns Oktett (s. Festkonzert in Engers), in dem sich die acht Streicher in freier Satztechnik abwechseln. Obwohl die Musiktheorie der damaligen Zeit Spohrs Lösung den Vorzug gab, trug Mendelssohns “echtes” Oktett musikgeschichtlich den Sieg davon. Spohrs Musizieren zweier gleichberechtigter Streichquartette erwies sich schon aufführungspraktisch als unhaltbar, obwohl seine Werke dieses Genres zu den besten romantischen Kammermusiken zählen. Das 2. Doppelquartett Es-Dur, op. 77, ist 1827, kurze Zeit nach Mendelssohns Oktett, entstanden.