Märchenbilder, op. 113 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Robert Schumann

Märchenbilder, op. 113

Vier Stücke für Viola und Klavier, op. 113, “Märchenbilder”

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1781

Satzbezeichnungen

1. Nicht schnell

2. Lebhaft

3. Rasch

4. Langsam, mit melancholischem Ausdruck

Erläuterungen

In seinen späten Jahren ab 1849 überwog in Schumanns Kammermusik das “kleine Genre” (Wasielewski) der Romanzen, Fantasiestücke usw. Aufgrund ihres beschaulichen Charakters wurden sie häufig als Rückzug des Komponisten in die biedermeierliche Idylle gewertet, die zu den revolutionären Wirren von 1849 (Dresdner Maiaufstand) in krassem Gegensatz stand. Tatsächlich waren sie jedoch nicht weniger innovativ als Schumanns frühere Werke, indem sie ein ganzes Genre von kleinen Stücken für Viola, Oboe, Klarinette oder Violoncello und Klavier bei Komponisten wie Reinecke, Bruch, Herzogenberg u. a. nach sich zogen.

Mährchen-Bilder war nur einer von mehreren Titeln, die Schumann für sein im März 1851 komponiertes Opus 113 in Erwägung zog. Andere lauteten Violageschichten, Mährchengeschichten, Mährchenlieder oder einfach Mährchen. Auf der Titelseite der Originalausgabe von 1852 war eine märchenerzählende Alte zu sehen. Einen Rezensenten verführte dies dazu, die Stücke kurzerhand als Märchen der Tante Bratsche zu bezeichnen, was jedoch den Sachverhalt nicht trifft. Zum einen sind die Motive der imaginären Märchengeschichten auf Klavier und Viola gleichmäßig verteilt. Zum anderen ist der Inhalt dieser “Geschichten” oder “Bilder” kein konkreter, sondern ein poetisch-musikalischer Versuch, den Ton des Märchens – das Erzählende – in Musik zu fassen. Dies wird – ähnlich wie in den Oboenromanzen – durch eine bewußt volkstümliche Melodik mit vielen Wiederholungen und klarer Periodik erreicht. Nebenbei wird auch die Idiomatik der Viola wunderbar ausgenutzt, so etwa in den Doppelgriffen des zweiten Stückes oder den “mit springendem Bogen” zu spielenden Triolen des dritten. Schumann selbst nannte die Stücke “Kinderspäße, es ist nicht viel damit”.