“Liebeslied” nach Johann W. von Goethe, op. 51,5
Werkverzeichnisnummer: 1778
Das Konzertgenre des Liederabends hat sich erst spät, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, eingebürgert. Schumann hörte seine Lieder noch – wie auch Schubert – in gemischten Programmen. Berühmte Sänger der Zeit trugen einzelne von ihnen zwischen Klavierstücken und Kammermusik, ja sogar Sinfonien und Oratorien im großen Konzertsaal vor. So begleitete etwa Clara Schumann die berühmte Widmung ihres Mannes mal im Rahmen eines eigenen Klavierabends, mal neben der Rheinischen Symphonie oder dem Oratorium Das Paradies und die Peri. Die Idee unseres Programms, vier Schumann-Lieder mit Kammermusik zu mischen, entspricht also den seinerzeit üblichen Konzertformen.
Liebeslied und Aufträge schlagen eine Brücke von dem sog. Liederjahr 1840, in dem die Myrthen entstanden, zum späten, Dresdner und Düsseldorfer Schumann, wie er uns in den Kammermusiken begegnet. Der Text des Liebesliedes , komponiert am 28. Oktober 1849, stammt aus Goethes West-Östlichem Divan, wo er als Beispiel für die Geheimsprache von Liebenden dient. Da Clara und Robert Schumann als junge Liebende solche codierten Briefe tatsächlich geschrieben hatten, liegt hier eine persönliche Anspielung vor. Melodie und Begleitung sind in diesem Lied in “fließender Ausdrücksfähigkeit” (Gerald Moore) miteinander verwoben. Aufträge, komponiert am 12. April 1850, nannte Dietrich Fischer-Dieskau mit Recht ein “Wirkungsstück”. Die flirrende Klavierbegleitung und die pointenreiche Deklamation vereinen sich zu einem köstlichen Bild amouröser Geschäftigkeit.