Sonate für Flöte und Klavier
Werkverzeichnisnummer: 1761
1. Allegro moderato
2. Scherzo. Allegro giocoso
3. Aria. Andante
4. Rondo-Finale. Allegro molto
2004
ERWIN SCHULHOFF
Flötensonate
Seit sie Gidon Kremer in Lockenhaus Mitte der 80er Jahre wieder einer breiteren Öffentlichkeit vorstellte, hat die Musik Erwin Schulhoffs eine Renaissance erlebt wie wohl keine zweite in der langen Reihe der von den Nazis ausgetilgten “entarteten Musik”. Schulhoff wurde zum Opfer, nicht nur weil er Jude, sondern auch weil er Kommunist und sowjetischer Staatsbürger war. Bewahrte ihn dies nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 noch vorläufig vor dem Zugriff der Deutschen, so fiel dieser Schutz mit dem Überfall auf Russland weg. 1941 inhaftiert, starb er 1942 im Konzentrationslager Wülzburg an Lungentuberkulose.
Die Sonate für Flöte und Klavier entstand im Jahre 1927 für den damals 29jährigen René le Roy. Der Pariser Flötist, den Schulhoff dort kennengelernt hatte, Gaubert-Schüler und Direktor der Societé des Instruments à Vent, erhielt ein Virtuosenstück im französischen Stil. Nicht von ungefähr erinnert das einleitende Allegro moderato in seinem pastoralen Duktus und seinen Arabesken an die Flötenmusik eines Fauré oder Debussy; auch die Aria ist ganz der Kantabilität der Flöte gewidmet. Im Scherzo und im Rondo-Finale dagegen griff Schulhoff auf slawische Tänze seiner Heimat zurück. Der Tanzcharakter war so typisch für seinen Stil, dass man schon 1929 in einer Musikzeitschrift lesen konnte: “Gleichviel, ob er Sonaten, Konzerte oder Symphonien schreibt: es entstehen Tänze.”