Allegro für Klaviertrio B-Dur, D 28 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Schubert

Allegro für Klaviertrio B-Dur, D 28

Allegro B-Dur für Klavier, Violine und Violoncello, D 28 („Sonate“)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1746

Satzbezeichnungen

Allegro

Erläuterungen

15 Jahre vor seinen beiden großen, späten Klaviertrios in B und Es hat Franz Schubert als Schüler am k. k. Stadtkonvikt seinen ersten Beitrag zur Gattung geschaffen: ein alleinstehendes Allegro in B-Dur, dem Otto Erich Deutsch in seinem Schubert-Werkeverzeichnis die Nummer D 28 gab. Die autografe Partitur trägt die Überschrift „Sonate“ und das Datum 27. Juli 1812. Schubert hat diesen Satz also in den Sommerferien geschrieben, offenbar für die Hausmusik mit seinen Brüdern Ignaz und Ferdinand und mit dem Cello spielenden Vater. Der älteste Bruder Ignaz war Schuberts erster Klavierlehrer, der Vater sein Lehrer auf den Streichinstrumenten. Da Schubert im Semesterzeugnis vom 20. April 1812 sowohl im Fach Violine, als auch in Klavier und Gesang eine „sehr gut“ erhielt, hätte er in dem Triosatz sowohl den Klavierpart als auch die Violine spielen können. Da er aber im k. k. Stadtkonvikt die täglichen Orchesterproben meistens als Konzertmeister leitete, dürfte er den Geigenpart übernommen haben, während Bruder Ignaz am Flügel saß und der Vater Cello spielte. Die Tatsache, dass er mithilfe eines Freundes die Streicherstimmen ausschrieb, lässt auf eine Aufführung im Familienkreis schließen. Nach dem Tod der Mutter, die am Fronleichnamstag, dem 28. Mai, verschieden war, hatten Vater und Brüder den Trost der Musik sicher nötig.

Schuberts B-Dur-Allegro zeigt mit seinen 292 Takten und 10 Minuten Spieldauer schon den Zug zur großen Form wie seine spätere Kammermusik. Die klagenden Sekunden, mit denen das Cello das Hauptthema der Geige kommentiert, könnten den erwähnten biographischen Hintergrund haben. Volle Klavierakkorde in pathetischen punktierten Rhythmen und berückende harmonische Wendungen zeugen vom hohen Stil des Satzes, der die Tradition der Wiener Klassik am deutlichsten in den Klavierpassagen durchscheinen lässt. Am 18. Juni 1812 hatte Schubert seinen Unterricht beim alten Hofkapellmeister Antonio Salieri begonnen. Zweimal wöchentlich erhielt er seitdem Stunden im Kontrapunkt. Sicher war er auch von dieser neuen Begegnung beflügelt, als er seinen Triosatz schuf. Die Nachwelt wurde auf dieses frühe Trio-Experiment erst mehr als 100 Jahre nach seiner Entstehung aufmerksam: Alfred Orel beförderte die „Sonate“ 1923 in Wien zum Erstdruck, nachdem er zuvor in der Zeitschrift für Musikwissenschaft darauf aufmerksam gemacht hatte.