Quintett A-Dur für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass, op. posth 114, D 667, “Forellenquintett”
Werkverzeichnisnummer: 1731
1. Allegro vivace
2. Andante
3. Scherzo.Presto
4. Tema con variazioni. Andantino
5. Allegro giusto
FRANZ SCHUBERTS Forellenquintett, D 667, wurde “auf besonderes Ersuchen” des k. und k. Beamten und Amateur-Cellisten Sylvester Paumgartner komponiert, den Schubert 1819 in Steyr in Oberösterreich kennengelernt hatte. “Das Quintuor hatte nach seinem Wunsche die Gliederung und Instrumentierung des damals noch neuen Hummelschen Quintettes, recte Septuors, zu erhalten,” berichtete der Schubert-Freund Albert Stadler.
Bei der Vorlage handelte es sich um das Septett op. 74 von Johann Nepomuk Hummel, das auch als Quintett op. 87 für Klavier, Streichtrio und Kontrabaß erschienen war. Schubert orientierte sich wie gewünscht an dieser Vorlage, zum einen in der Besetzung mit Kontrabaß und Streichtrio plus Klavier, zum anderen in zahlreichen Details wie etwa dem vom Cello eingeführten zweiten Thema des ersten Satzes.
Das zweite, worum der Auftraggeber den Komponisten “besonders ersucht” hatte, waren Variationen über das Lied Die Forelle (1816/17); denn Paumgartner war“über das köstliche Liedchen ganz entzückt “. Der heitere Tonfall der Forelle legte das ganze Quintett auf eine Aura unbeschwerter Musizierfreude fest, zu der auch der lichte, helle Klang beiträgt. Das Klavier wird über weite Strecken in Oktaven geführt, so daß die harmonische Füllung des Satzes den Streichern überlassen bleibt. Auf diese Weise vermied Schubert allzu wuchtige Klangballungen.
Die Form zeigt den jungen Komponisten noch auf der Suche nach neuen Bahnen. Zu den originellsten Zügen gehört die Einleitung des ersten Satzes, im Tempo zu spielen. Sie bereitet über zwei langen Orgelpunkten das erste Thema vor und führt auch gleich in die charakteristischen Terzverwandschaften der Harmonik ein. Die weitere Entwicklung entspricht fast dem ersten Satz eines Klavierkonzerts, wobei von der Wiener Rossinimode bis zu frühromantischen Modulationen das ganze Stilspektrum um 1820 hörbar wird. Schubert hat Paumgartners Auftrag mit einem Werk erfüllt, das zwischen Volksmusik, Salon und Romantik die Brücke schlägt.
Das Andante hat drei Themen in sehr weit auseinanderliegenden Tonarten (F, fis und D), was zu überraschend krassen Modulationen in den Überleitungen führt. Die klanglichen Eigenarten der Instrumente – vor allem der Bratsche und des Cellos – werden hier besonders schön ausgenutzt.
Das Scherzo vereint den energischen Scherzotypus Beethovens mit einem Ländler im Volkston. Die Forelle wird danach in fünf Variationen ausgesponnen, in denen wieder Klavier, Violine und Violoncello dominieren. Die fünfte Variation verneigt sich durch ein Cellosolo vor dem Auftraggeber, während die Coda zum ersten Mal auch die berühmte Klavierbegleitung des Liedes zitiert.
Das Allegro giusto wirkt nach den Variationen wie ein überzähliges Finale, in Wahrheit ergänzen sich jedoch beide Sätze, da der Schlußsatz mit einem Deutschen Tanz für Violine, Viola und Kontrabaß beginnt, wie man ihn damals überall in Österreich hören konnte. So folgt auf das Lied der Tanz – eine Verbindung, die auch das Programm der berühmten “Schubertiaden” prägte. Vielleicht geht das Finalthema auf eine solche zurück oder auf einen originalen Volkstanz, den Paumgartner besonders geschätzt haben mag. Typisch schubertisch ist die Art, wie dieser Tanz im Verlauf des Satzes durch Klangfarben und Harmonik nobilitiert und auf das Niveau klassischer Kammermusik gehoben wird.
17.05.1997:
Das Grand Quintuor für Piano-forte, Violine, Viola, Violoncell und Violone ist, obschon man aus dem noch ungedruckten Manuskripte spielt, hier schon ziemlich gut bekannt. Schubert hat es auf besonderes Ersuchen des Herrn k. k. Oberinspekteurs Sylvester Paumgartner aus Steyr in Oberösterreich komponiert. Das Quintuor hatte nach seinem Wunsche die Gliederung und Instrumentierung des damals noch neuen Hummelschen Quintettes, recte Septuors, zu erhalten, wie uns der Herr Stadler berichtet hat. Bei der Vorlage handelt es sich um das Septuor op. 74 von Johann Nepomuk Hummel, das auch als Quintuor op. 87 in eben der Besetzung erschienen ist, derer sich auch Schubert bedient hat. Auch sonst hat er sich an die Vorlage ziemlich getreu gehalten, bis auf die Variationen. Die waren das zweite, worum der Herr Paumgartner den Compositeur “besonders ersucht” hat. Denn nicht nur er war über das köstliche Liedchen damals, es muß 1818 oder 1819 gewesen sein, ganz entzückt.
Die Form des ersten Satzes ist noch in Schuberts früherer Manier gehalten. Zu den originellsten Zügen gehört die Einleitung, im Tempo zu spielen. Das Übrige klingt eher nach einem Klavierkonzert als nach einem Quintuor, manchmal auch etwas nach Rossini. Dieser Satz im besonderen zeigt noch nicht die reife Meisterhand wie sie Schuberts neueren Schöpfungen eigen ist und wie wir sie im März in seinem Klaviertrio ex Eb hören konnten. Schubert will dieses neue Werk nach Mainz, zu dem berühmten Verlagshaus Schott geben.
Das Andante hat drei Themen in sehr weit auseinanderliegenden Tonarten (F, fis und D). Die Zuhörer werden sich durch die schönen Harmoniewechsel auf eine interessante Art angezogen fühlen. Das Scherzo ist in Beethovens Manier gearbeitet, das Alternativ (in Deutschland sagt man dazu “Trio”) ist ein einfacher Ländler im Volkston. “Die Forelle” wird danach in fünf Variationen ausgesponnen, von denen eine schöner klingt als die andere. In der fünften hat sich Schubert durch das Cellosolo vor Herrn Paumgartner verneigt, während erst in der Coda kommt auch die berühmte Klavierbegleitung des Liedes – ein höchst angenehmer Effect.
Manchmal liebt Herr Schubert die himmlischen Längen allzu sehr; ich würde das Allegro giusto nach den Variationen, mit Verlaub, für ein überzähliges Finale halten. Aber das war wohl auch ein Geschenk für den Auftraggeber. Der Anfang ist nämlich ein Tanz, den man, so weit ich mich entsinne, in der Gegend um Steyr tanzt. Ganz schubertisch ist die Art, wie er ihn behandelt hat: erst ganz einfach, dann immer beschwingter, zuletzt so forteilend, daß man nicht widerstehen kann.
Nach dem Konzert sollten Sie, falls es Ihnen nicht pressiert, noch etwas bleiben. Denn unsere Schubertiade ist noch lange nicht zu Ende. Gewöhnlich beginnt man, wenn die Musik zu Ende ist, mit Speise und Trank, und einetolle Lustigkeit, vorbereitet durch die geistigen Genüsse, bemächtigt sich aller Anwesenden. Speise und Trank bestehen in “einem köstlichen Imbiß” und verschiedenen “Toasts”, die man ausbringt. Daran soll es in der hiesigen Lokalität – man nehme die Treppe bis in den Schloßkeller hinab – nicht fehlen. Die tolle Lustigkeit bleibt jedermann selbst überlassen, besteht sie doch im “Schnabelieren” und “Courmachen”; dazu wird auch heftigst getanzt.
Wer sich gegen Mitternacht noch immer nicht nach Hause begeben will, der freilich kann in dem ein oder anderen Lokal der Nachbarschaft den harten Kern der Schubertianer beim Rauchen und Trinken antreffen oder, noch etwas später, beim Café Bogner auf der Gasse den Moritz von Schwind bei irgendeiner Blödelei beobachten, wie er laufend durch Mantelschwingen das Fliegen täuschend nachahmt etc. etc.
Die Herren Schubertianer sind ja für derlei Dinge berühmt.
FORELLENQUINTETT, D 667
Unter dem Titel Ein großes Quintett für Pianoforte und Streicher kündigte der Wiener Verleger Joseph Czerny 1829 die Publikation eines noch ungedruckten Werkes aus dem Nachlass des gerade verstorbenen Franz Schubert an. Es war das später so berühmte Forellenquintett. Schon damals gehörte das Werk in Wien zu den allgemein bekannten Schubertstücken. Entstanden ist es 1819 “auf besonderes Ersuchen” des k. und k. Beamten und Amateur-Cellisten Sylvester Paumgartner, den Schubert in Steyr in Oberösterreich kennengelernt hatte. “Das Quintuor hatte nach seinem Wunsche die Gliederung und Instrumentierung des damals noch neuen Hummelschen Quintettes, recte Septuors, zu erhalten,” wie der Schubert-Freund Albert Stadler berichtete. Bei der Vorlage handelte es sich um das Klavierseptett von Johann Nepomuk Hummel, das auch in einer Fassung für Klavier, Streichtrio und Kontrabass erschienen war. Schubert orientierte sich, wie gewünscht, an der Besetzung und an gewissen Details dieses damals überaus populären Werkes. Das zweite, worum der Auftraggeber den Komponisten “besonders ersuchte”, waren Variationen über das Lied Die Forelle, das Schubert 1816/17 komponiert hatte. Stadlers Bericht zufolge war Paumgartner “über das köstliche Liedchen ganz entzückt”.
Die Wahl des Variationenthemas hatte Folgen für den Charakter des Werkes. Es ist so hell, strahlenden uns musikselig wie kaum ein zweites unter den reifen Werken Schuberts. Die Form zeigt den jungen Komponisten auf der Suche nach neuen Bahnen. Zu den originellsten Zügen gehört die Einleitung des ersten Satzes, im Tempo zu spielen. Sie bereitet über zwei langen Orgelpunkten das erste Thema vor und führt auch gleich in die charakteristischen Terzverwandtschaften der Harmonik ein. Die weitere Entwicklung des Satzes verbindet kunstvolle Modulationen und innige Themen mit konzerthaft-rauschenden Passagen, die an die Rossini-Mode im damaligen Wien denken lassen.
Das Andante hat drei Themen in sehr weit auseinanderliegenden Tonarten (F, fis und D), was zu überraschend krassen Modulationen in den Überleitungen führt. Die klanglichen Eigenarten der Instrumente – vor allem der Bratsche und des Cellos – werden hier besonders schön zur Geltung gebracht.
Das Scherzo vereint den energischen Scherzotypus Beethovens mit einem ländlerhaften Trio. Die Forelle wird danach in fünf Variationen ausgesponnen, in denen wieder Klavier, Violine und Cello dominieren. Die fünfte Variation verneigt sich durch ihr Cellosolo vor dem Auftraggeber, während die Coda zum ersten Mal auch die berühmte Klavierbegleitung des Liedes zitiert.Das Finale weckt Assoziationen an österreichische Volksmusik: Es beginnt mit einem Deutschen Tanz für Violine, Viola und Kontrabass, wie ihn Schubert auf seinen Sommerwanderungen im geliebten Oberösterreich allenthalben hören konnte. Vielleicht verbirgt sich dahinter sogar ein Zitat, ähnlich dem “Rammpfähler-Lied” in D 897.