Duo für Violine und Violoncello
Werkverzeichnisnummer: 1653
1. Intenso, vibrante
2. Calmissimo, non espressivo
Giacinto Scelsi war nach den Vorstellungen seines Heimatlandes Italien ein „nobile dilettante“, ein adliger Musikliebhaber, der die Musik nur zum Zeitvertreib ausübte. Der Conte Giacinto Scelsi di Valva war auf das Komponieren nicht angewiesen und hat sich dennoch zu einem der prominentesten Vertreter der Neuen Musik in Italien entwickelt. In der Ära des Faschismus hielt er sich nicht in seiner Heimat auf und blieb deshalb von den Trends der italienischen Musik jener Zeit unberührt. Von seinen Lehrern Egon Koehler in Genf, einem Skrjabin-Schüler, und Walter Klein in Wien geprägt, betrachtete Scelsi seine Musik als Ausdruck philosophischer Ideen. Sie war für ihn ein „intuitives Band mit dem Transzendenten“ (C. Annibaldi). Dies führte ihn in den Fünfziger Jahren zur Loslösung von den Konventionen westlicher Musik. Der Komponist wandte sich der Askese des Fernen Ostens zu, was sich schon rein äußerlich an den Titeln seiner Werke ablesen lässt. Die europäische Musik seit Pythagoras war für ihn ein Irrtum. Statt aus Tönen Werke zu kombinieren, sollte der Musiker lieber den Einzelton analysieren. Auch das Violinstück „L’âme ouverte“ beruht – wie sein Geigenstück „L’âme ailée“, beide 1973 entstanden – auf Scelsis „Philosophie“ des Einzeltons als Grundlage musikalisch