"Introduction et Rondo Capriccioso", op. 28 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Camille Saint-Saens

"Introduction et Rondo Capriccioso", op. 28

“Introduction et Rondo Capriccioso” für Violine und Orchester, op. 28

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1631

Satzbezeichnungen

Andante Malinconico

Erläuterungen

Camille Saint-Saëns war der berühmteste Meister der Belle Époque, jener Epoche des Aufbruchs zu neuer Lebenslust, die in Frankreich ausgerechnet nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen und nach dem Ende des Zweiten Kaiserreichs 1871 anbrach. Es war die große Zeit der impressionistischen Maler, der Dichter Flaubert und Verlaine, der jungen Komponisten um Gabriel Fauré. Die Société Nationale de Musique („Nationale Musikgesellschaft“) lieferte ihnen Aufträge und Auftrittsmöglichkeiten. Darüber wachte Saint-Saëns als „Grandseigneur“ an Klavier, Orgel und Dirigentenpult, obwohl er 1875 gerade erst seinen 40. Geburtstag feierte. Später wurde er zum Touristen: 1888 beschloss er, auf Reisen zu gehen, und machte sich auf zu fremden Ländern und Menschen – von den Kanaren bis nach Südostasien. Unter dem Pseudonym „Sannois“ verfasste er darüber umfangreiche Reiseberichte, widmete seinen Ferienorten aber auch manch klingendes Souvenir, besonders den geliebten Städten und Regionen in Nordafrika.

Außerhalb Frankreichs hat Saint-Saëns nie die Bedeutung erlangen können wie zuhause. In den Londoner Zeitungen nahm ihn der irische Dichter und Musikkritiker George Bernard Shaw mit spitzer Feder aufs Korn. Sein Aphorismus zu Saint-Saëns lautete: „Ein Meister der französischen Musik – wohlgemerkt kein französischer Meister der Musik.” Was Shaw damit meinte, war das typisch nationale, gleichsam nach dem Parfüm des Salons duftende Fluidum, das die Werke von Saint-Saëns umweht. Dieses musikalische „Parfüm“ hat man vor allem an Virtuosenstücken wie Introduction et Rondo capriccioso, op. 28. festgemacht. Dieses Paradepferd aller großen Violinvirtuosen war ein Jugendwerk des noch nicht dreißigjährigen Saint-Saëns, komponiert 1864, als Jacques Offenbach gerade mit La belle Hélène einen seiner größten Erfolge feierte. Etwas vom leichtlebigen Charme und pikanten Tanzrhythmus der Opéra-bouffe steckt auch im kapriziösen Rondo von Saint-Saëns.