Streichquartett B-Dur, op. 18,6 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ludwig van Beethoven

Streichquartett B-Dur, op. 18,6

Quartett B-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 18,6

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 162

Satzbezeichnungen

1. Allegro con brio

2. Adagio ma non troppo

3. Scherzo . Allegro

4. La Malinconia. Adagio – Allegretto quasi Allegro

Erläuterungen

LUDWIG VAN BEETHOVEN schrieb sein Opus 18, die ersten sechs Quartette, die er publizierte, zwischen 1798 und 1800. In dieser kurzen Spanne von nur zwei Jahren entwickelte sich entscheidend sein Bewusstsein für den besonderen Anspruch der Gattung, wie er durch Mozarts und Haydns Streichquartette vorgegeben wurde. Dies belegen die grundlegenden Neufassungen, die er von den ersten drei Quartetten in F, G und D im Sommer 1800 anfertigte. In Bezug auf das F-Dur-Werk schrieb er an seinen Freund Karl Amenda: „Dein Quartett gieb ja nicht weiter, weil ich es sehr umgeändert habe, indem ich erst jetzt recht Quartetten zu schreiben weiss.“

Eine Frühfassung des B-Dur-Quartettes, op. 18,6, ist nicht erhalten, es ist wohl gleich in der heute geläufigen Version komponiert worden. Aus den durchweg viersätzigen Werken des Opus fällt es durch die langsame Einleitung des Finales heraus. Deren Überschrift La malinconia und die fahle Stimmung, die den Gemütszustand des Melancholikers treffend beschreibt, verleihen dieser Introduktion den Charakter eines eingeschobenen fünften Satzes. In krassem Gegensatz dazu steht die fast übertriebene Ausgelassenheit des Presto-Finales. Da sich die beiden Satzcharaktere mehrmals ablösen, könnte man an ein ähnliches “Programm” denken wie in einer Streichersonate Carl Philipp Emanuel Bachs, in der das melancholische und sanguinische Temperament einander gegenübergestellt werden.

Die ersten drei Sätze des B-Dur-Quartetts kommen ohne solche außermusikalische Assoziationen aus. Der Kopfsatz gehört mit seinem haydnesken Hauptthema, das im Dialog zwischen Violine I und Cello entwickelt wird, und dem liedhaften, frühromantischen Seitenthema zu den überzeugendsten Sonatensätzen des frühen Beethoven. Das Es-Dur-Adagio vermeidet allzu pathetische Töne und bewegt sich im Ausdrucksbereich einer lyrischen Arie. Das Scherzo steckt voller rhythmischer und motivischer Zweideutigkeiten – eine Reverenz Beethovens an seinen Lehrer Haydn.