“Verzeichnung “, Studie für Viola, Violoncello und Kontrabass
Werkverzeichnisnummer: 1577
1996
Wolfgang Rihm: Verzeichnung (1986)
Einst Vorreiter der “jungen Wilden” unter den deutschen Komponisten, heute einer der renommiertesten Künstler unseres Landes, muß Wolfgang Rihm kaum noch vorgestellt werden. Typisch für seine Musik sind kraftvolle, mitunter gewalttätige Zusammenballungen, eine energiegeladene Behandlung des Materials, die sein Bekenntnis zu ungehemmter Expression verrät. Schon als junger Komponist Mitte der 70er Jahre lautete sein Credo, Musik müsse “voller Emotion sein, die Emotion aber voller Komplexität”. Diese Forderung setzte er in Formverläufe von damals unerhörter Freiheit um: Musik als “Sog”, als “eigengesetzliche Kraft”.
Die 1986 komponierte Studie Verzeichnung ist exemplarisch für diese Formauffassung, aber auch für Rihms Art, Klänge explosiv einander gegenüberzustellen wie gleich zu Beginn Pianissimo-Akkorde bzw. Flageoletts, gefolgt von wilden Tonrepetitionen im Fortissimo.
Die Klangballungen und überlagerungen sind in einem emphatischen Sinne als “Zeichen” zu verstehen, der Titel “Verzeichnung” ist wörtlich zu nehmen. Denn der Zeichencharakter von Musik ist eines der immer wiederkehrenden Themen Rihms: “Musik ist vielleicht doch Malerei, bzw. Architektur, in der Zeit… Der Vorgang des Farbauftrags auf die Fläche, also auch der Angriff des Malgeräts auf die Fläche, der Hieb, die Zeichnung – bis zum Mal-Geräusch – ist für mich musikalisch wichtig. Er hat viel Sichtbares von einem sehr verborgenen Akt: der Setzung. Musik als Zeitfluß von gesetzten Zeichen. Ich suche in Musik nicht so sehr Zusammenhang, als vielmehr die Vibration zwischen den (einzelnen, nicht auf vibrierenden Zusammenhang hin gesetzten) Zeichen…” (Wolfgang Rihm).