Drei Stücke | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonin Reicha

Drei Stücke

Drei Stücke “pour le Cor anglais” für Flöte, Englisch-Horn, Klarinette, Horn und Fagott

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1563

Satzbezeichnungen

1. Andante F-Dur

2. Adagio d-Moll

3. Andante arioso Es-Dur

Erläuterungen

ANTON REICHA gilt als der Erfinder des Bläserquintetts. Bis heute ist es rätselhaft, was den Beethoven-Freund und Professor am Pariser Conservatoire um 1817 dazu veranlaßte, ausgerechnet die genannten fünf Blasinstrumente zu einem dem Streichquartett vergleichbaren Ganzen zu verbinden. In einem Kammermusik-Colloquium der Villa Musica in Schloß Engers wurde die These aufgestellt, daß dies mit den fünf damaligen Bläserklassen am Pariser Conservatoire zusammenhing. Eine andere These legen die drei Stücke “für Englischhorn” nahe, die in unserem Konzert erklingen.
Durch seinen Onkel Josef kannte Anton Reicha ein frühes Bläserquintett des böhmischen Komponisten Antonio Rosetti, das ebenfalls mit Englischhorn besetzt war. Möglicherweise experimentierte Anton Reicha, an Rosetti anknüpfend, erst mit dieser Besetzung, bevor er das klassische Bläserquintett erfand.
Wie dem auch sei, handelt es sich bei den drei langsamen Sätzen um zauberhafte Miniaturen der Frühromantik, in denen das Englischhorn wie die Singstimme in einer Arie geführt ist, während die anderen Bläser das imaginäre Orchester bilden.

1999
ANTON REICHA
Trois pièces pour le cor anglais
Unter Reichas 32 Werken für Bläserquintett stellen die drei Stücke “für das Englischhorn” ein Kuriosum dar, zum einen wegen ihrer Besetzung, zum anderen wegen ihrer Form. Reicha variierte hier die von ihm selbst kreierte klassische Quintettbesetzung, indem er die Oboe durch das tiefere “Englischhorn”, eine Altoboe in F, ersetzte. Diese fungiert im übrigen als Solist, so daß die Gleichberechtigung der Stimmen im Bläserquintett ausnahmsweise aufgehoben ist. Außerdem folgen drei langsame Sätze aufeinander, während Reichas Quintette für gewöhnlich die viersätzige Form des Streichquartetts aufgreifen (siehe unten).
Bis heute ist es rätselhaft, was Reicha um 1817 dazu veranlaßte, diese Klangkombination zu wählen. Vielleicht kannte er durch seinen Onkel Josef Reicha in Bonn ein frühes Bläserquintett des böhmischen Komponisten Antonio Rosetti, das ebenfalls mit Englischhorn (allerdings anstelle der Klarinette) besetzt ist. Er könnte sogar, an Rosetti anknüpfend, zuerst mit dieser Besetzung experimentiert haben, bevor er das klassische Bläserquintett “erfand”.

Wie dem auch sei, handelt es sich bei den drei langsamen Sätzen um zauberhafte Miniaturen der Frühromantik, in denen das Englischhorn wie die Singstimme in einer Arie geführt ist, während die anderen Bläser das imaginäre Orchester bilden. Auch in den Formen spiegeln sich die Opernarien der Zeit wider. So ist etwa das Es-Dur-Andante ein regelrechtes “Rondò” mit einer feierlichen Melodie im langsamen Zweiertakt, die nachfolgend mehrmals wiederkehrt.