Klarinettensonate | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Francis Poulenc

Klarinettensonate

Sonate für Klarinette und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1487

Satzbezeichnungen

1. Allegretto

2. Romanza

3. Allegro con fuoco – Très animé

Erläuterungen

2002
FRANCIS POULENC
Klarinettensonate (1962)

„Euer Werk ist krank, albern, eine infame Dummheit. Sie machen sich über mich lustig. Sie können Sie mich mal! Ach ja, ich sehe schon: Sie marschieren mit Strawinsky, Satie und Companie, schönen Abend!“ Was ein gestrenger Professor des Pariser Konservatoriums dem jungen Komponisten Francis Poulenc nach seiner allerersten Uraufführung wütend entgegen schleuderte, war wohl eines der eklatantesten Fehlurteile der Musikgeschichte. Als Poulenc 1962, kurz vor seinem Tod, seine Klarinettensonate vollendete, dürfte er über diese frühen Anfeindungen als Neutöner gelacht haben. Der menschenfreundliche und humorvolle Komponist aus Paris tat in Wirklichkeit alles andere, als „mit Strawinsky zu marschieren“. Seine unverwechselbare, poetische Klangsprache gehört zu den reizvollsten im 20. Jahrhundert.

Ein anderer Zeitgenosse, Poulencs Freund Darius Milhaud, hat seine Musik viel treffender umschrieben: „Wird nach all den impressionistischen Nebeln nicht diese simple und klare Kunst, die so sehr an Scarlatti und Mozart erinnert, die nächste Phase unserer Musik sein?“ Milhaud sollte recht behalten. In der Bläserkammermusik etwa hat Poulenc einen völlig neuen Stil französischer Musik etabliert: kess, großstädtisch, mit leichtem Sentiment, immer an romantischer Harmonik orientiert und doch dezent modern. Mit seinen wenigen Bläserwerken – einem Trio, einem Sextett und drei Sonaten für Flöte, Klarinette und Fagott mit Klavier – setzte er Maßstäbe, die bis heute nachwirken. In ihnen reichen sich Romantik und Moderne, Neoklassizismus und französische Tradition die Hand.

„Poulenc kann die Kürze seiner Sonaten durch das Vorbild von Scarlatti und Haydn rechtfertigen,“ meinte der Dichter Jean Cocteau, ein weiterer enger Freund Poulencs. Alle Bläsersonaten des Komponisten verwenden das dreisätzige Muster Haydns und Mozarts, verzichten also auf einen vierten Satz und auf die ausladenden Sonatenformen von Brahms und Beethoven. Auch die Klarinettensonate beschränkt sich auf drei Sätze: ein Allegretto bzw. „trauriges Allegro“ (Allegro tristamente), eine Romanze (Romanza) und ein feuriges Finale (Allegro con fuoco). Der traurige Duktus der ersten Sätze – für den Humoristen Poulenc eher ungewöhnlich – erklärt sich aus Entstehungszeit und Anlass des Werkes. Es handelt sich um Poulencs vorletztes Instrumentalwerk, das er nur wenige Monate vor seinem Tode vollendete. Außerdem widmete es es dem Andenken an seinen Freund Arthur Honegger, der 1955 in Paris gestorben war. Benny Goodman hat die Sonate im April 1963 in New York gemeinsam mit Leonard Bernstein am Klavier uraufgeführt – als Hommage nicht an Honegger, sondern an Poulenc selbst, der im Januar 1963 gestorben war.

2003
FRANCIS POULENC
Klarinettensonate

Was die gestrengen Professoren des Pariser Conservatoire dem jungen Francis Poulenc an „Dummheit“ und „Extravaganz“ vorwarfen, gehört zu den eklatanten Fehlurteilen der Musikgeschichte. Der menschenfreundliche und humorvolle Komponist aus Paris, ein Altersgenosse von Loucheur, tat in Wirklichkeit alles andere, als mit den Neutönern zu marschieren, wie man es ihm vorhielt. Er entwarf seine eigene poetische Klangwelt von unprätentiöser Schönheit und Klarheit, die zu den reizvollsten des 20. Jahrhunderts gehört. Poulencs Freund Darius Milhaud hat diese neue Einfachheit treffend umschrieben: „Wird nach all den impressionistischen Nebeln nicht diese simple und klare Kunst, die so sehr an Scarlatti und Mozart erinnert, die nächste Phase unserer Musik sein?“ Milhaud sollte recht behalten. Gerade den Bläsern hat Poulenc in seinen Sonaten, im Trio und Sextett eine Musik zwischen mozartscher Melancholie und neobarocker Beweglichkeit geschenkt, die im 20. Jahrhundert einzigartig blieb.

Vielen gilt die Klarinettensonate als das schönste dieser Bläserwerke. Sie war Poulencs vorletztes Instrumentalstück, das er wenige Monate vor seinem Tode vollendete. Ihre drei Sätze – ein „trauriges Allegro“, eine Romanze und ein feuriges Finale – verraten einen Zug ins Dunkel-Verhangene, den man beim Humoristen Poulenc selten findet. Die Sonate entstand nämlich als Hommage an seinen 1955 verstorbenen Freund Arthur Honegger. Kein Geringerer als Benny Goodman hat sie im April 1963 in New York gemeinsam mit Leonard Bernstein am Klavier uraufgeführt. Es war eine Hommage nicht an Honegger, sondern an Poulenc selbst, der im Januar 1963 gestorben war.