Serenade G-Dur für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass, KV 525
„Eine kleine Nachtmusik“
Werkverzeichnisnummer: 1390
1. Allegro
2. Romance. Andante
3. Menuetto. Allegretto – Trio
4. Rondò. Allegro
„EINE KLEINE NACHT MUSICK“ trug Mozart am 10. August 1787 in Wien in sein eigenhändiges Werkverzeichnis ein. Damals, mitten in der Arbeit am „Don Giovanni“, konnte er kaum ahnen, dass einmal diese kürzeste aller seiner Serenaden zu seinem berühmtesten Instrumentalwerk avancieren würde. Der Auflistung im Werkverzeichnis ist zu entnehmen, dass dem Stück in der heutigen Fassung ein Satz fehlt: Ursprünglich stand vor der Romanze ein weiteres Tanzpaar aus Menuett und Trio, was ganz der üblichen fünfsätzigen Anlage eines Wiener Divertimento entsprach. In Wien umschlossen für gewöhnlich zwei schnelle Ecksätze zwei Menuette, die ihrerseits wiederum den langsamen Satz in die Mitte nahmen. An Mozarts Autograph kann man erkennen, dass die Seiten, die das erste Menuett und Trio enthielten, herausgerissen wurden.
Der hochsommerliche Zeitpunkt des Eintrags lässt uns über den Anlass zur Komposition spekulieren: Damals lebte Mozart weit draußen im Grünen der Wiener Vorstädte „Auf der Landstraße“. Seine Nachbarn waren dort der Botanikprofessor von Jacquin und dessen lebenslustige Kinder Franziska und Gottfried erstere eine begabte Pianistin, letzterer als Bariton und Kompositionsschüler Mozarts Intimus jener Jahre, insbesondere in Liebesdingen. So manches gesellige Werk der Jahre 1786 und 1787 hat Mozart für das Musizieren mit den Jacquins geschrieben, wie etwa das „Kegelstatt-Trio“ oder das A-Dur-Flötenquartett. Auf dieser Stilebene bewegt sich auch die „Kleine Nacht Musick“, die nicht nur als ein Werk für Streichorchester anzusehen ist, sondern sich auch fürs gesellige Musizieren im kleinen Kreis zur abendlichen Stunde und in solistischer Besetzung bestens eignet. Zugleich dürfte Mozart beim Komponieren schon an die bevorstehende Reise nach Prag und an die dortigen Adelshäuser gedacht haben, die sämtlich mit eigenen Hauskapellen ausgestattet waren. Als ein Stück nobler „Gesellschaftsmusik“ war die „Kleine Nachtmusik“ in diesem Rahmen gut zu gebrauchen. Freilich hat er sie nicht erst „auf der Reise nach Prag“ komponiert, wie Eduard Mörike in seiner berühmten Novelle suggerierte. Am 10. August 1787, als er das Stück vollendete, war Mozart noch in Wien.
„Klein“ nannte Mozart seine letzte Nachtmusik wegen der knappen Dimensionen ihrer Sätze, die gleichwohl Musterbeispiele für jene großen Formen sind, wie er sie auch in seinen Wiener Sinfonien, Streichquartetten und Streichquintetten benutzte. Die Sonatenform des ersten Satzes ist sogar so ideal ausgeprägt, dass er posthum zum Musterbeispiel für diese Form im Schulunterricht wurde. Der Durchführungsabschnitt dieses Satzes wie auch des Finales – eines idealen „Sonatenrondos“ – offenbart durchaus tiefere Bedeutung. Die Themen selbst strahlen eher Eingängigkeit und einen etwas oberflächlichen Charme aus – von den berühmten Quarten, die den ersten Satz eröffnen, bis zum charmanten Augenaufschlag im Rondothema des Finales. Nächtlichen Charme verbreitet diese Musik durch ihren gleichsam „luftigen“ Klang, besonders in jenem Finalrondo und in der wundervollen Romanze des langsamen Satzes. Es ist kein Zufall, dass man in diesem Satz Reminiszenzen an so manche Arie Mozarts findet („Wenn der Freude Tränen fließen“ aus der „Entführung aus dem Serail“ und „Per pietà, bel idol mio“, KV 420). Der „singende Geschmack“ ist hier omnipräsent.