Quartett F-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello, KV 370
Werkverzeichnisnummer: 1375
1. Allegro
2. Adagio
3. Rondeau. Allegro
Mozarts einziges Oboenquartett entstand in einer Stadt, in der er sich besonders gerne aufhielt und viele Freunde hatte: in München. Geschrieben wurde es allerdings für einen Mannheimer, den ersten Oboisten der berühmten Mannheimer Hofkapelle, Friedrich Ramm.
Gemeinsam mit seinen Orchesterkollegen musste Ramm 1778 in Mannheim die Zelte abbrechen und nach München übersiedeln, weil Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz nach dem Tode seines Cousins Max Joseph von Bayern die Wittelsbacher-Erbfolge im bayerischen Kurstaat anzutreten hatte – mit Residenzpflicht in München! Im Zuge des ohnehin schon gewaltigen Umzugs eines ganzen Hofstaats stellte sich auch die komplizierte Aufgabe einer Fusion zweier Orchester – wahrlich nicht erst ein kulturpolitisches Thema des 21. Jahrhunderts! Das Münchner und das „weit stärkere“ Mannheimer Orchester mussten zur „pfalz-bayerischen Hofkapelle“ vereinigt werden. Das heikle Unterfangen einer sozialverträglichen Lösung dieses Problems wurde vom Münchner Intendanten Graf Seeau bravourös gemeistert – zur Freude der Münchner, die fortan in ihren Opernhäusern und in ihren Konzerten das Vergnügen hatten, die besten Orchestermusiker der Welt, nämlich die Mannheimer, an den ersten Pulten „ihrer“ Hofkapelle zu erleben.
Einer, der diese neue Entwicklung mit Herzklopfen verfolgte, war Mozart. Er hatte seit seinem Mannheimer Winter 1777/78 im Orchester viele Freunde, von deren Wirken hinter den Kulissen des Münchner Hofs er sich nun bedeutende Aufträge versprechen durfte. Tatsächlich verdankte er diesem Umstand den Auftrag zur Münchner Faschingsoper von 1781, Idomeneo. Die Arbeit mit seinem geliebten Orchester, besonders den vorzüglichen Bläsersolisten, inspirierte Mozart zu seiner schwierigsten Opernpartitur – und brachte als Dreingabe einige Gelegenheitswerke für Münchner Musiker hervor. Zu ihnen gehört das Oboenquartett, das Mozart nach der Uraufführung der Oper für den Oboisten Ramm komponierte. Es mag ein kleines Bonbon gewesen sein, um den berühmten Bläser für die umfangreichen Aufgaben im Idomeneo zu belohnen.
Von Ramm schwärmten die Zeitgenossen: „man sagt nicht zuviel, wenn man behauptet, daß noch keiner den schönen, runden, sanften und wahren Ton auf der Oboe, verbunden mit der schmetternden Tiefe im Forte, sich so vorzüglich zu eigen gemacht habe als er.“ Wie üblich, wenn Mozart für einen Bläser dieser Qualität schrieb, kostete er jene Eigenschaften und Ramms bis zum dreigestrichenen f reichenden Tonumfang weidlich aus. Das Quartett besteht aus einem überaus fein gearbeiteten, „singenden“ Allegro-Kopfsatz in Sonatenform, einem pathetischen d-Moll-Adagio, dessen Nähe zu den dramatischen Höhepunkten des Idomeneo nicht zu überhören ist, und aus einem Rondo im Sechsachteltakt. Mitten in diesem für die Oboe besonders virtuosen Satz wechselt das Blasinstrument für kurze Zeit in den Viervierteltakt über, während die Streicher im Sechsachtel bleiben müssen – ein frühes Beispiel für Polyrhythmik. Zweifellos handelt es sich um einen Faschingsscherz Mozarts, der Ramm beim damals üblichen Vom-Blatt-Spielen des Werkes aus der Bahn werfen sollte. Wir wissen nicht, ob der Mannheimer Oboist die Prüfung bestand.
2002
W.A.MOZART
Oboenquartett F-Dur, KV 370
Mozarts einziges Oboenquartett entstand in einer Stadt, in der er sich besonders gerne aufhielt und viele Freunde hatte: in München. Geschrieben wurde es allerdings für einen Mannheimer: Friedrich Ramm, den ersten Oboisten der berühmten Mannheimer Hofkapelle. Dieses wohl beste Orchester seiner Zeit war 1778 nach München gegangen, weil Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz auch Landesherr in Bayern geworden war. Als Mozart 1780 den Auftrag erhielt, seine große Oper „Idomeneo“ für den Münchener Karneval zu schreiben, genoss er besonders die Arbeit mit dem Orchester und seinen vorzüglichen Bläsersolisten.
Von Ramm schwärmten schon die Zeitgenossen: „man sagt nicht zuviel, wenn man behauptet, daß noch keiner den schönen, runden, sanften und wahren Ton auf der Oboe, verbunden mit der schmetternden Tiefe im Forte, sich so vorzüglich zu eigen gemacht habe als er.“ Wie üblich kostete Mozart diese Eigenschaften und Ramms bis zum deigestrichenen f reichenden Tonumfang weidlich aus, als er nach Abschluss der Oper das Quartett schrieb. Es besteht aus einem überaus fein gearbeiteten, „singenden“ Allegro-Kopfsatz, einem pathetischen d-Moll-Adagio im Gluckschen Stil und einem Rondo im Sechsachteltakt, in dem die Oboe für kurze Zeit in den Viervierteltakt überwechselt, während die Streicher im Sechsermetrum bleiben – ein frühes Beispiel für Polyrhythmik. weifellos handelt es sich um einen Faschingsscherz Mozarts, der Ramm beim damals üblichen Vom-Blatt-Spielen des Werkes aus der Bahn werfen sollte. Wir wissen nicht, ob der Mannheimer Oboist die Prüfung bestand.