Streichtrio, op. 3 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Finn Mortensen

Streichtrio, op. 3

Trio für Violine, Viola und Violoncello, op. 3

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1303

Satzbezeichnungen

1. Adagio. Allegro. Adagio. Allegro. Adagio. Allegro

2. Adagio. Allegretto

3. Allegro vivace

Erläuterungen

1996
Finn Mortensen: Streichtrio, op. 3

Auf ein Werk wie das 1950 komponierte Streichtrio von Mortensen würde man hierzulande das Attribut “neoklassizistisch” anwenden. Im Kontext der skandinavischen Musik ist dies jedoch sinnlos, denn bis in die frühen 50er Jahre hinein gab es in Skandinavien nur traditionelle tonale Musik spätromantischen Charakters.
In dieser Schule wurde auch Finn Mortensen ausgebildet, bis er sich 1956 zu weiteren Studien in Kopenhagen entschloß, um seine Experimente mit der Zwölftonmusik auf ein festes Fundament zu stellen. Erst seit dieser Zeit komponierte er atonal, später serialistisch und aleatorisch, und erst dieser verspätete Anschluß an die Avantgarde – wie gesagt typisch für die skandinavische Nachkriegsmusik – bescherte ihm internationale Reputation. Später stieg er in führende Positionen des norwegischen Musiklebens auf, wurde Professor an der Osloer Musikhochschule und Präsident des Komponistenverbandes.

Sein Streichtrio, op. 3, liegt noch vor dieser Entwicklung. Es ist in seinem ungebrochenen Bekenntnis zu Dur und Moll und in seiner klassischen Form ein typisches Zeugnis jener Periode skandinavischer Musik. Das dreisätzige Werk steht in G-Dur. Es zeigt im ersten Satz klare Sonatenform mit zwei Themen, Exposition, Durchführung und Reprise, wobei die langsame Einleitung vor den verschiedenen Abschnitten kurz wiederkehrt; im zweiten Satz dreiteilige Liedform mit einem eingeschobenen Allegretto als Mittelteil; im Finale wieder Sonatenform, wobei anstelle der Durchführung ein freier Abschnitt mit Pizzicato-Baß eingeschoben ist. Melodisch ist das Werk so kantabel angelegt, daß des öfteren Mozart als Modell durchscheint. Im Finale hat Mortensen sogar ein Motiv aus dem Rondo von Mozarts Divertimento für Streichtrio aufgegriffen. Harmonisch breitet sich – besonders im Mittelsatz – Chromatik aus. Man spürt, daß Mortensen damals schon insgeheim mit Schönbergs Techniken experimentierte, ohne sich zu ihnen zu bekennen.