„Ciacona“, aus Canzoni (Venedig 1637)
Werkverzeichnisnummer: 1271
2018
Ciaccona als Kehraus
Mit Vivaldis Spuknacht können unsere Interpreten unser Publikum unmöglich in den zweiten Advent entlassen. Also fügen sie eines der fröhlichsten Musikstücke hinzu, die der italienische Barock zu bieten hat: die Ciaccona von Claudio Merula. Dieser nicht unumstrittene Meister des Frühbarock wurde 1595 in Verdis Heimatstadt Busseto geboren und ist 1665 in Monteverdis Heimatstadt Cremona gestorben. Dazwischen wirkte er auch in der wunderbaren Basilika Santa Maria Maggiore in Bergamo. Seine geistliche wie weltliche Musik atmet den Geist der neuen Zeit, des anbrechenden Barock, wozu er die damals beliebten ostinaten Bässe benutzte, besonders die Ciaccona. Darunter verstand man im frühen 17. Jahrhundert noch nicht in ein pathetisches Stück in Moll wie Bachs Chaconne für Solo-Violine, sondern eine quicklebendige Variationenfolge über einen immer wiederkehrenden Bass in Dur, der mit seinen Synkopen aufreizend und fast „jazzig“ wirkt. Es ist der perfekte „Rausschmeißer“ am Ende eines italienischen Barockprogramms.
Karl Böhmer
Affekte der unterschiedlichsten Art enthalten die restlichen Stücke unseres Programms. Merulas Ciacona ist ein betont fröhliches Stück. Es verdankt seine rhythmische Vitalität dem ständig wiederkehrenden, synkopischen Ciacona-Baß. Das Stück vertritt das Prinzip der Triosonate, in unserem Fall gespielt auf zwei Blockflöten mit Continuo.