Serenade | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Bohuslav Martinu

Serenade

Serenade für zwei Klarinetten, Violine, Viola und Violoncello

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1205

Satzbezeichnungen

1. Moderato poco allegro

2. Andante moderato

3. Scherzo. Poco Allegro – Molto Vivo

4. Adagio – Allegro – Vivo, agitato

Erläuterungen

2001
BOHUSLAV MARTINU
Serenade (1951)

Eine Musik “von geradezu mozartscher Intuition” nannte Gero Schließ einmal die vier Serenaden für Kammerensemble und die beiden Orchesterserenaden von Bohuslav Martinu. Der tschechische Komponist, der seit 1923 nicht mehr in seiner Heimat lebte, entdeckte seine Liebe zur Serenade fern von Wien, in Paris, aber immer noch unter den Auspizien der Wiener Klassik, insbesondere Mozarts. Es war die Mozartrenaissance der 1930er-Jahre, die ihn dazu inspirierte, sich in zunächst fünf Werken dem Genre zu widmen (Serenade und Divertimento für Kammerorchester, Serenade I bis III für Ensemble). Eines von ihnen dedizierte er ausdrücklich der Gesellschaft für Mozartstudien in Paris. 1951 ließ Martinu als Nachzügler den Pariser Serenaden eine weitere folgen: die Serenade für zwei Klarinetten und Streichtrio. Es ist ein Werk in der Mitte zwischen Wiener Serenadenton, Pariser Sentiment und tschechischer Nostalgie, das man nur aus der Biographie des Komponisten verstehen kann.
Seit er als junger Geiger in der Tschechischen Philharmonie Debussys Oper Pélleas et Mélisande und die Orchesterwerke eines Ravel und Dukas kennengelernt hatte, war Martinu von der Klarheit und dem Sentiment der französischen Musik fasziniert. In Paris verbrachte er eineinhalb glückliche Jahrzehnte (1923-1939), bis in die Nazis zur Emigration in die USA zwangen. Nach einer abenteuerlichen Flucht über Südfrankreich und Lissabon und schwierigen Jahren der Etablierung in Amerika kehrte er nach dem Krieg als gebrochener Mann nach Europa zurück.Die Rückkehr in die geliebte tschechische Heimat freilich blieb ihm bis zu seinem Tode verwehrt. Aus jedem Takt seiner späten Werke spricht die Sehnsucht nach diesem unerreichten Ziel. So ist auch die Serenade für zwei Klarinetten und Streichtrio ein Werk des nostalgischen Rückblicks, nicht mehr eine frech-frivole Spielmusik à la Parisienne wie seine Serenaden der 1930er-Jahre.