Toccata und Fuge d-Moll, BWV 565
Werkverzeichnisnummer: 121
2000
TOCCATA, BWV 565
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet das bekannteste Orgelwerk von Bach bis heute in seiner Echtheit angezweifelt wird: die d-Moll-Toccata, BWV 565, populär bezeichnet als “Toccata und Fuge”. Letzterer Ausdruck ist irreführend, denn die Fuge ist nicht ein eigener Satz, sondern Teil der Toccata, wie in allen frühen Toccaten Bachs.
Dass man vermutete, dieses Stück sei vielleicht kein originaler Bach, liegt daran, dass es sich in keiner Originalhandschrift Bachs oder in Abschriften aus seiner Lebenszeit erhalten hat, sondern nur in wesentlich späteren Quellen aus einer Epoche, als man nicht mehr so genau wusste, welches Orgelwerk denn nun tatsächlich von Bach stammte. Es gibt jedoch genügend Anhaltspunkte, die für Bachs Autorschaft sprechen.
In seiner neuen, schlichtweg grandiosen Bach-Biographie hat Christoph Wolff von der Harvard University die d-Moll-Toccata zu den ganz frühen Werken aus Bachs Feder gerechnet, komponiert wohl vor 1705, also vom noch nicht 20jährigen Bach. Es zeigt schon wesentliche Merkmale seines Stils: die verminderten Septakkorde, den “ernsten” Mollton, das italienische Fugenthema, die Neigung zum improvisatorischen Laufwerk. Vieles daran mutet so violinistisch an, dass man auch schon vermutete, dieses Stück sei ursprünglich für Violine solo und nicht für Orgel geschrieben worden! Tatsächlich ist eine Fassung für Sologeige veröffentlicht und eingespielt worden. Das Arrangement von Enrique Crespo dürfte beweisen, dass man auch das Gegenteil mit dem Werk anstellen kann: statt Reduktion auf eine solistische Violine eine Ausweitung auf zehn gestandene Blechblasinstrumente!