Klavierquartettsatz a-Moll | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Gustav Mahler

Klavierquartettsatz a-Moll

Quartettsatz a-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 1181

Satzbezeichnungen

Nicht zu schnell – Mit Leidenschaft – Entschlossen

Erläuterungen

Gustav Mahlers Quartettsatz in a-Moll ist das Frühwerk eines Sechzehnjährigen. Dass der Sinfoniker Mahler überhaupt Kammermusik geschrieben hat, war schon zu seinen Lebzeiten kaum bekannt. Das lag an seinem leichtsinnigen Umgang mit den Jugendwerken, die schon 1896 weitgehend verloren waren. Darunter befanden sich mehrere preisgekrönte Stücke, wie eine Violinsonate und zwei Klavierquintette. “Das beste davon war ein Klavierquartett”, berichtete Mahler selbst, “welches am Schluss der vierjährigen Konservatoriumszeit entstand und das großes Gefallen erregte.” Dabei handelte es sich um ein vollständiges viersätziges Klavierquartett, das ebenfalls verlorenging. Einzig erhalten ist ein einzelner Allegrosatz zu einem Klavierquartett in a-Moll. Er ist ein einzigartiges Dokument für Mahlers kammermusikalischen Stil und seine frühe Begabung: “So negiert der in düsterem a-Moll versinkende Schluß des Sonatensatzes jede Konvention von Äußerlichkeit, die bei einem Sechzehnjährigen wohl zu erwarten gewesen wäre. Überhaupt darf diese Tonart, die im Werk Mahlers (und auch in einer der Jugend-Symphonien) eine bedeutsame Rolle spielte, durchaus als unbewußtes Antizipando des Kommenden gewertet werden. Besonders bewegend ist das verhalten-sordinierte Intermezzo vor Eintritt der Reprise, wie auch die ganz und gar ungewöhnliche, höchst exzessive Violinkadenz unmittelbar vor der Koda. Die thematische Erfindung gewinnt durchaus eigenpersönliches Profil; Form und Gestus weisen erkennbar auf die Wurzeln des damaligen musikalischen Bewußtseins Mahlers: auf Brahms, Schumann und Schubert.” (Peter Ruzicka)

Als Gustav Mahler 1896 letzte Hand an die Skizzen zu seiner dritten Sinfonie legte, erzählte er der befreundeten Nathalie Bauer-Lechner beinahe nostalgisch von seinen 20 Jahre zurückliegenden Jugendwerken, “mit denen er so leichtsinnig umging, daß kaum mehr etwas vorhanden ist”, wie die Freundin bemerkte. “Das Beste davon”, so Mahler, “war ein Klavierquartett, welches am Schluß der vierjährigen Konservatoriumszeit entstand und das großes Gefallen erregte … Bei einer Preiskonkurrenz, zu der ich das Quartett nach Rußland schickte, ist es mir verloren gegangen.” Der empfindliche Verlust dieses Klavierquartetts von 1878 wird teilweise aufgewogen durch einen erhalten gebliebenen, einzelnen Quartettsatz aus Mahlers zweitem Jahr am Wiener Konservatorium 1876. Um dieses a-Moll-Allegro einzuordnen, muss man sich vergegenwärtigen, dass wenige Monate zuvor Brahms’ c-Moll-Klavierquartett in Wien uraufgeführt worden war, dass sich der junge Mahler damals gerade erst mit Hugo Wolf angefreundet und Bruckner eben seine Theoriestunden an der Wiener Universität aufgenommen hatte. Vor diesem Hintergrund erscheint der Quartettsatz des Sechzehnjährigen zugleich zeitgebunden und visionär: “So negiert der in düsterem a-Moll versinkende Schluß des Sonatensatzes jede Konvention von Äußerlichkeit, die bei einem Sechzehnjährigen wohl zu erwarten gewesen wäre. Überhaupt darf diese Tonart, die im Werk Mahlers (und auch in einer der Jugend-Symphonien) eine bedeutsame Rolle spielte, durchaus als unbewußtes Antizipando des Kommenden gewertet werden. Besonders bewegend ist das verhalten-sordinierte Intermezzo vor Eintritt der Reprise, wie auch die ganz und gar ungewöhnliche, höchst exzessive Violinkadenz unmittelbar vor der Koda. Die thematische Erfindung gewinnt durchaus eigenpersönliches Profil; Form und Gestus weisen erkennbar auf die Wurzeln des damaligen musikalischen Bewußtseins Mahlers: auf Brahms, Schumann und Schubert.”

2005
GUSTAV MAHLER
Klavierquartettsatz a-Moll

Als Gustav Mahler 1896 letzte Hand an die Skizzen zu seiner Dritten Sinfonie legte, erzählte er der befreundeten Nathalie Bauer-Lechner nostalgisch von seinen 20 Jahre zurückliegenden Jugendwerken, “mit denen er so leichtsinnig umging, daß kaum mehr etwas vorhanden ist”, wie die Freundin bemerkte. “Das Beste davon”, so Mahler, “war ein Klavierquartett, welches am Schluß der vierjährigen Konservatoriumszeit entstand und das großes Gefallen erregte … Bei einer Preiskonkurrenz, zu der ich das Quartett nach Rußland schickte, ist es mir verloren gegangen.” Der empfindliche Verlust dieses Klavierquartetts von 1878 wird teilweise aufgewogen durch einen erhalten gebliebenen, einzelnen Quartettsatz aus Mahlers zweitem Jahr am Wiener Konservatorium 1876. Um dieses a-Moll-Allegro einzuordnen, muss man sich vergegenwärtigen, dass wenige Monate zuvor Brahms’ c-Moll-Klavierquartett in Wien uraufgeführt worden war, dass sich der junge Mahler damals gerade erst mit Hugo Wolf angefreundet und Bruckner eben seine Theoriestunden an der Wiener Universität aufgenommen hatte. Vor diesem Hintergrund erscheint der Quartettsatz des Sechzehnjährigen zugleich zeitgebunden und visionär, wie es Peter Ruzicka beschrieb: “So negiert der in düsterem a-Moll versinkende Schluß des Sonatensatzes jede Konvention von Äußerlichkeit, die bei einem Sechzehnjährigen wohl zu erwarten gewesen wäre. Überhaupt darf diese Tonart, die im Werk Mahlers (und auch in einer der Jugend-Symphonien) eine bedeutsame Rolle spielte, durchaus als unbewußtes Antizipando des Kommenden gewertet werden. Besonders bewegend ist das verhalten-sordinierte Intermezzo vor Eintritt der Reprise, wie auch die ganz und gar ungewöhnliche, höchst exzessive Violinkadenz unmittelbar vor der Koda. Die thematische Erfindung gewinnt durchaus eigenpersönliches Profil; Form und Gestus weisen erkennbar auf die Wurzeln des damaligen musikalischen Bewußtseins Mahlers: auf Brahms, Schumann und Schubert.”