Serenade B-Dur für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello, op. 4 (1919)
Werkverzeichnisnummer: 1130
1. Moderato
2. Adagio ma non troppo
3. Allegro molto
4. Langsamer
5. Allegretto grazioso
6. Allegro vivace
Ernst Krenek, wurde 1900 in Wien geboren und wuchs mit Schönbergs Musik auf. Daraus erklärt sich schon in seinem frühen Schaffen die Vorliebe für so manche scharfe Dissonanz und herbe Stimmführung. Eher verborgen ist darum der wienerische Charme und die nächtliche Aura seiner Serenade für Klarinette und Streichtrio.
Komponiert hat er sie unmittelbar nach dem Ende der Donaumonarchie, im anarchisch bewegten Wien des Jahres 1919. Der junge Krenek, damals Schüler von Franz Schreker, wandelte hier auf den Spuren Gustav Mahlers und des frühen Schönberg. Er schrieb eine Musik der ausdrucksgesättigten „Spätest-Romantik“, während sie gleichzeitig das Tor zur Moderne aufstößt.
Der erste Satz (Moderato, 3/4-Takt) beginnt mit einem kapriziösen Thema der Klarinette im Grazioso-Duktus – eine Wiener Arabeske, die erst allmählich expressivere Züge annimmt. Vortragsanweisungen wie mit Wucht oder espressivo sowie der dauernde Wechsel zwischen Treiben und Zurückhalten im Tempo rücken den Satz in die Nähe des Wiener Expressionismus.
Im folgenden Dreierblock umrahmen zwei langsame Sätze das zentrale Scherzo. Das erste Adagio steht im 5/4-Takt und wird von Soli der Klarinette und Violine bestimmt, die in ihren expressiven Vorhalten ständig zwischen Dur und Moll zu changieren scheinen; das zweite Adagio ist schlichter, eine Art Intermezzo. Das Scherzo zwischen diesen Sätzen beginnt mit einem kessen Streichermotiv, das an der Spitze mit springendem Bogen zu spielen ist. Die gedämpfte Klangfarbe (con sordino) und die Chromatik des Themas verleihen dem Satz etwas Gespenstisches; gegen Ende flammt es in wilden Ausbrüchen kurz, aber heftig auf, bevor die Bewegung sich im zweiten Adagio beruhigt.
Der fünfte Satz bezaubert durch seinen ruhigen melodischen Fluss in pastoralem B-Dur. Das schöne Hauptthema ist frisch und sicher vorzutragen, wird aber unterbrochen von zwei kontrastierenden Episoden, die erste energisch und marcato, die zweite espressivo molto im langsamen Tempo. Letztere kehrt am Ende des Satzes wieder und leitet zum Finale (Allegro vivace, 12/8) über. Dessen tänzerisches Thema nimmt fast die Motorik einer barocken Gigue an. Der Satz mündet in eine kesse Pointe.